Wie Gaskatastrophen und fatale Folgen vermieden werden können

Celine Jörns

Startup Stories

Gasaustritt in Chemiepark – mehrere Verletzte. Diese Art von Schlagzeile taucht leider immer noch zu häufig in den Nachrichten auf und verbreitet Unbehagen in der Bevölkerung.  Vor allem Unternehmen der Chemieindustrie produzieren, lagern und verarbeiten große Mengen gefährlicher Gase und benötigen ein verlässliches System für die Erkennung von Gasleckagen, um fatale Folgen vermeiden zu können. An diesem Punkt kommt das Startup Grandperspective ins Spiel. Mit seiner Lösung scanfeld™ ermöglicht es Chemieunternehmen, ganze Chemieparks zu überwachen, um frühzeitig Gasaustritte jeder Art zu erkennen und zu lokalisieren. René Braun, einer der drei Gründer und CEO von Grandperspective, erzählt uns im Interview, welche Marktlücke das Startup damit füllen kann und warum Chemieunternehmen ein Pilotprojekt mit Grandperspective aufsetzen sollten.

René Braun, einer der drei Gründer und CEO von Grandperspective

Die weltweit erste Lösung zur Fernidentifikation in der Chemieindustrie

Gaskatastrophen zuverlässig vermeiden - ein wichtiger Beitrag, den Grandperspective leisten kann. Doch welche Lösung bietet das Startup genau an und wie funktioniert sie? „scanfeld™  ist ein automatisches Frühwarnsystem für Gasaustritte, das z.B. die OCI Nitrogen B.V. zur Überwachung ihres Melamin-Urea-Komplexes einsetzt“, erklärt René. „Die scanfeld™ Sensoren identifizieren optisch Gasmoleküle in der Luft, analysieren die chemische Zusammensetzung und die Menge und stellen so Ort und Konzentration der Gaswolke in der Leitstelle dar. Auf Basis von FTIR Spektroskopie können mehr als 400 Substanzen detektiert werden, und zwar 24/7 unabhängig von Tageszeit und Wetter“, so der Gründer. Die genannte FTIR Spektroskopie stellt hierbei eine optische Labortechnik dar, mit der man unterschiedliche Gase eindeutig identifizieren kann. Grandperspective hat die weltweit erste Lösung entwickelt, die diese Technologie zur Fernidentifikation in der Chemieindustrie einsetzt.

Erfahrene Experten gründen Startup

Dass René weiß wovon er spricht, beweist seine jahrelange Berufserfahrung als Experte der Fernerkundung. Bereits vor der Gründung des Startups haben er und Co-Founder Peter Maas die Technologie, die hinter scanfeld™ steckt, in die Arbeit von Einsatzkräften des Zivil- und Katastrophenschutzes eingeführt. Diese sind mittlerweile europaweit routinemäßig damit ausgestattet. „Den gesamten Prozess von Erforschung, Gerätebau, Implementierung, Kundenbetreuung, wissenschaftlicher Begleitung bis hin zur Markteinführung auf Routinebasis haben wir bereits vor der Gründung von Grandperspective für Ersthelfer durchgeführt“, fügt René hinzu.

Ein Blick hinter die Kulissen von Grandperspektive 

Die chemische Industrie hatten die Gründer dabei allerdings immer im Blick, da dort große Mengen gefährlicher Gase gehandhabt werden. Durch bestehende Kontakte, Kooperationen und weitere Erfahrungen, die sie bereits in der Chemieindustrie gesammelt haben, konnten sie folgendes feststellen: „Die Chemieindustrie benötigt ein Tool, das automatisiert, eigenständig und sehr spezifisch die Überwachung bis hin zur Alarmierung leisten kann. Das zusammenzubringen – die physiskalische, technische Grundlage und unsere Erfahrungen in der Messtechnik, bis hin zu einer vollautomatisierten Lösung – das war 2018 der Gründungsgedanke von Grandperspective.“

Pilotprojekte für Chemieunternehmen  

Drei Jahre später hat das Startup diesen Gedanken so weit entwickelt, dass es bereits Pilotprojekte für einige große Unternehmen und sogar Marktführer weltweit realisiert. Die Kunden kommen hierbei aus der klassichen Chemieindustrie. „Prinzipiell sind alle Anlagen, die prozessbedingt größere Mengen gefährlicher Gase oder Dämpfe freisetzen könnten, an unseren Lösungen interessiert“, erklärt René. „Einen wichtigen Schwerpunkt bilden Chemieanlagen im Bereich der Ammoniakproduktion und -Verarbeitung und dort auch zunehmend neue Anwendungen zur Energiespeicherung oder als Treibstoff – Stichwort green ammonia. Aber auch die klassische Petrochemie kann von unseren Lösungen profitieren.“ Für einen Kunden ist laut René eine Pilotinstallation die beste Möglichkeit zu erfahren, wie die Lösung funktioniert und welchen persönlichen Nutzen er daraus zieht.

Um einen Einblick in ein solches Pilotprojekt zu ermöglichen, hat Grandperspective auf dem AIChe Ammonia Safety Symposium das Projekt mit der OCI Nitrogen B.V. vorgestellt. Schauen Sie sich den Vortrag hier an: https://vimeo.com/595792033.

Die starke Promotion und weltweite Präsentation des OCI Projektes zeigt, wie hoch die Kundenzufriedenheit ist. „Ganz explizit ist die OCI daran interessiert, die Lösung weltweit, mittel- und langfristig in allen ihren Werken auszurollen. Die Promotion ist so stark, da sie sehr hinter dem Nutzen dieser Technologie steht. Sowohl das Health-Safety-Environment (HSE) Management, als auch die Menschen vor Ort sagen: Das verbessert substanziell unsere Sicherheit“, erzählt René.

Die einzige Technologie zur permanenten Überwachung kompletter Chemieanlagen

Doch warum sollte ich als Chemiekonzern ein Pilotprojekt mit Grandperspective aufsetzen? „Stand heute gibt es neben uns keine Technologie, die den kompletten Luftraum und das komplette Areal einer Chemieanlage überwachen kann“, weiß René.  Es würden zwar aktuell viele verschiedene Technologien eingesetzt werden, diese zielen allerdings darauf ab, die Gefahr zu analysieren, wenn man das Ereignis schon kennt und vermutet es zu verifizieren. René erklärt, welche Lücke das Startup mit scanfeld™ füllen kann: „Unser konkreter Vorschlag betrifft die Überwachung einer umfangreichen Anlage mit vielen potenziellen Freisetzungspunkten, Flanschen, Ventilen etc. Die permanente Überwachung durch stationäre Sensoren oder regelmäßige Prüfung durch portable Sensorik gilt als kostenintensiv und unpräzise. Scanfeld™ hat das Potenzial ein großes Gebiet permanent auf gefährliche Gasemissionen zu überwachen. Damit hoffen wir den Kunden zu überzeugen, der unter dem Druck steht, seine Anlagensicherheit fortlaufend und nachweisbar zu verbessern.“ Auch bereits vorhandene Technologien lassen sich in das System integrieren, wodurch ein erhöhtes Sicherheitsniveau erreicht und zusätzliche Kosten gespart werden können.