Purency macht Mikroplastik sichtbar
Katharina Kittelberger
Kleines, oftmals unsichtbares Mikroplastik ist heute fast überall in der Natur und Produkten zu finden. Natürlich gehört es da nicht hin. Aber wie kann man die für das bloße Auge unsichtbaren Partikel zuverlässig und schnell erkennen?
Die Software des Wiener Startups Purency, der Microplastics Finder (MPF), analysiert Messdaten von FTIR & Raman Mikroskopen basierend auf Machine Learning Modellen und identifiziert innerhalb von Minuten Art, Anzahl und Größe der Mikroplastikpartikel, auch bei komplexen Proben. Die zeitintensive Datenanalyse wird somit automatisiert und Laboranten erhalten, schnelle, zuverlässige und vergleichbare Ergebnisse, auf deren Interpretation sie sich konzentrieren können. Damit gewährleistet Purency, nur zwei Jahre nach ihrer Gründung im Jahr 2020, ihren Kunden eine skalierbare Messung von Mikroplastik.
Im Interview mit 5-HT gewährt Michael Stibi, Mitbegründer und CEO von Purency, spannende Einblicke in die Arbeit des jungen Startups. Außerdem gibt er Ausblicke auf künftige Projekte und Chancen, die sich aus der Zusammenarbeit mit 5-HT ergeben.
Michael Stibi, Mitbegründer und CEO von PurencyDie innovative Lösung von Purency: Das Unsichtbare sichtbar machen
Mikroplastikmessungen in Laborumgebungen bestehen in der Regel aus drei Schritten. Zuerst werden die Proben vorbereitet danach folgt die eigentliche Messung mit FTIR oder Raman Mikroskopen und der anschließenden Datenanalyse. Genau diese Auswertung der Daten ist jedoch hochkomplex. Um sie zu vereinfachen, braucht es die Software von Purency:
“Der Microplastics Finder ist eine Software, die mittels Machine Learning, µFTIR Bilder automatisch und in wenigen Minuten auf Mikroplastik analysiert. Mit einem Mausklick misst der MPF Größe, Anzahl und Typ (über 20 Arten) der Polymere und gibt pro Messwert die Sicherheit des Ergebnisses an. Die somit gemessenen Daten sind robust, das heißt präzise und zuverlässig – ganz ohne menschliches Bias. Das macht den MPF zu einem unerlässlichen Assistenten mit Expertenwissen für jedes Labor“, erläutert Michael anschaulich.
Der Microplastics Finder schafft Datensicherheit
„Wir lösen mit dem Microplastics Finder ein komplexes technisches Problem und ermöglichen der analytischen Chemie als auch der Gesellschaft eine solide Datengrundlage für die Bewertung von Mikroplastik in unserer Umwelt und Produkten.
Dafür ist enormes technisches Verständnis, Fachwissen und übergreifende Kompetenz notwendig. Unser wachsender Kundenstamm von anspruchsvollen und etablierten Unternehmen als auch der Erhalt von hoch-kompetitiven Förderungen spricht für sich. Bei Pilotprojekten verstehen wir rasch, wo wir den meisten Mehrwert liefern können und unterstützen genau dort, wo Konzerne schneller und schmerzloser ans Ziel kommen wollen, als im Rahmen ihrer eigenen Möglichkeiten.“
Labore im Fokus von Purency
Bei den Kunden von Purency handelt es sich stets um Labore, die Mikroplastik messen. Genauer definiert Michael diese folgendermaßen: „Unsere aktuellen Kunden sind private und öffentlich betriebene Labore, die Proben auf Mikroplastik analysieren. Im Moment liegt der Analysefokus auf komplexen Umweltproben. Doch unsere Lösung kommt aber auch schon bei Nahrungsmittel und anderen Probenmatrizen zum Einsatz.“
Diese neuen Anwendungen erweitern den Kundenstamm des Startups: „Mit Voranschreiten der Standardisierung werden wir in Zukunft auch Kunden mit Industrielaboren im Trinkwasser- und Nahrungsmittelbereich, der Petrochemie sowie der Pharmaindustrie zu unseren Kunden zählen.“
Purency hat bereits zahlende Kunden. An diese werden jahresbasierte Lizenzen verkauft, mit denen sie eine bestimmte Anzahl an Messungen durchführen können. „Man kann es sich so vorstellen: Das Labor kauft zum Messen von unterschiedlichen Mikroplastikproben unsere Software. Es kann dabei selbst entscheiden, wie viele Messungen es mit unserer Software analysieren möchte, beispielsweise können das 500 Proben sein. Nach Ablauf der Zeit oder Aufbrauchen der Anzahl der zu analysierenden Proben kann bei Bedarf eine neue Lizenz gekauft werden.“
Brückenwissen: Was Purency einzigartig macht
„Von unserem technologischen USP abgesehen stechen wir als Firma vor allem mit unserem Brückenwissen in den Bereichen Chemie, Softwareengineering, Machine Learning und Datenanalyse heraus. Bezogen auf unseren Business Case haben wir gemeinsam mit den wichtigsten Stakeholdern einen ganzheitlichen Ansatz entwickelt. Das geht mit unserem Ziel einher, eine vergleichbare Datenlage zur Mikroplastikanalyse zu schaffen“, so Michael.
Das Purency-Team (v.l.n.r.): Michael Stibi, Valerie Hengl, Aurelia Liechtenstein und Benedikt HufnaglWeiter führt er aus, wie auch die internationale Vernetzung von Purency das Startup einzigartig macht: „Wir arbeiten nicht nur mit den wichtigsten und größten Stakeholdern auf der ganzen Welt zusammen, sondern arbeiten auch in Mikroplastikregulierenden internationalen Gremien, wie der Internationalen Organisation für Standardisierung (ISO), mit. Darüber hinaus sind wir Teil der von verschiedenen EU-Stakeholder Workshops, wodurch wir auch auf EU-Ebene mitwirken. Letztlich sind wir auch in großen internationalen Forschungsprojekten tätig“, fasst Michael zusammen.
Ein Blick in die Zukunft: Purency als Player für die Datenanalyse
„Aktuell haben wir die erste große Finanzierungsrunde erhalten und planen unsere Kernkompetenzen auszubauen. Hierzu zählt unter anderem, dass wir unser siebenköpfiges Team erweitern.“
Für die Zukunft verfolgt das Purency-Team ambitionierte Ziele: „In den kommenden Jahren werden wir die komplette Datenanalyse von Mikroplastik abdecken, sodass wir auf diesem Gebiet die Nummer eins sind. Langfristig zielen wir darauf ab, der Player für die Datenanalyse in der analytischen Chemie im Allgemeinen zu werden, sodass wir weitere Business Cases abdecken, die dem von Mikroplastik ähneln.“
5-HT als Türenöffner
Den Kontakt mit Unternehmen zu knüpfen ist für Startups oft herausfordernd. In der Zusammenarbeit mit 5-HT sieht Michael darum viele Chancen. „Unser Hauptproblem ist vor allem, dass der Markt so intransparent ist. Darum ist es schwierig Labore ausfindig zu machen, die Mikroplastik messen. Wir möchten aber schnell und einfach in Kontakt mit Unternehmen treten, die Probleme haben, die wir lösen können. Durch die Zusammenarbeit mit 5-HT erhoffen wir uns, nicht mehr selbst an 70 Türen anklopfen zu müssen, sondern gleich zu den richtigen drei verbunden zu werden.“
Hinzukommt, dass Michael die bisherige Zusammenarbeit mit 5-HT als durchweg positiv empfand. Darum schaut er auch der künftigen Kooperation entgegen und verspricht sich hiervon viele Vorteile: „Bisher war die Kommunikation super professionell, kompetent und dementsprechend angenehm. Durch eure gute Vernetzung in der Chemieindustrie können wir uns vorstellen, noch weitere Business Cases zu entdecken, in denen unsere Kernkompetenz gebraucht wird.“
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