Herstellung nachhaltiger Bioprodukte aus gebrauchtem Kaffeesatz
Katharina Kittelberger
Der Kaffee ist als ehemaliges Luxusgut für viele zu einem festen Bestandteil ihres Alltags geworden. Ob Filterkaffee oder Espresso: Für einen Großteil der Menschen gehört das koffeinhaltige Getränk zum morgendlichen Ritual – genauso wie das Wegschmeißen des Kaffeesatzes. Jedoch ist dieser kein Abfall, sondern eine wertvolle Ressource.
Das in Cambridgeshire, UK, ansässige Startup Bio-Bean Ltd wurde im Jahr 2013 gegründet und recycelt gebrauchten Kaffeesatz in industriellem Maßstab zu Inficaf: einem nachhaltigen Rohstoff für innovatives Produktdesign und -entwicklung. Indem das Nachhaltigkeitsstartup hierdurch jährlich Tausende von Tonnen zu nachhaltigen Bioprodukten verarbeitet, ist es der weltweit größte Verwerter von gebrauchtem Kaffeesatz.
Im Interview mit 5-HT erklärt George May, Managing Director bei bio-bean, wie genau Inficaf dabei hilft, die Anforderungen an die Nachhaltigkeit zu erfüllen, ohne die Umwelt oder die individuellen Unternehmen zu belasten.
George May, Managing Director bei bio-bean
Wie würdest du eure Lösung in drei Sätzen einem Fachkollegen in einem Chemieunternehmen erklären?
"bio-bean ist der weltweit größte Verwerter von gebrauchtem Kaffeesatz. Wir nehmen ~8 kT/Jahr Kaffeesatz von britischen Unternehmen entgegen und verwandeln ihn in nachhaltige Bioproduktlösungen, um "Abfall" zu reduzieren, CO2e-Emissionen einzusparen, Unternehmen Geld zu sparen und die Abhängigkeit von neuen und knappen Ressourcen zu verringern. Unser Produkt, Inficaf, ist eine nachhaltige Materiallösung für innovatives Produktdesign und -entwicklung. Es ist konsistent und vielseitig und hilft dabei, die Anforderungen der Nachhaltigkeit zu erfüllen, ohne die Umwelt zu belasten."
Welches Problem hat euch dazu bewogen, das Unternehmen zu gründen?
"Weltweit werden jeden Tag etwa 2,5 Milliarden Tassen Kaffee getrunken, wodurch jedes Jahr 18 Millionen Tonnen Kaffeesatz anfallen. Allein im Vereinigten Königreich werden täglich 98 Millionen Tassen Kaffee getrunken, was zu einer Menge von 250.000 Tonnen Kaffeesatz pro Jahr führt. Normalerweise wird dieser Kaffeesatz auf einer Deponie oder in einer anaeroben Vergärungsanlage entsorgt. Wir haben jedoch eine bessere Lösung entwickelt, indem wir den Kaffeesatz in eine Reihe von nachhaltigen Bioproduktlösungen umwandeln.
Inficaf ist ein nachhaltiger Rohstoff für innovatives Produktdesign und -entwicklung
Das Unternehmen wurde auf der Grundlage von ökologischer Nachhaltigkeit und der Verringerung von Treibhausgasemissionen durch die innovative Nutzung von Kaffeesatz - einem allgegenwärtigen, nicht ausreichend wertgeschätzten Material - gegründet."
Wie überzeugt ihr ein Chemieunternehmen, ein Pilotprojekt mit euc zu starten?
"Die Nachfrage seitens der Wirtschaft und der Verbraucher nach nachhaltigeren Rohstoffen nimmt exponentiell zu.
Bio-Bohnen sind ein wirklich nachhaltiger, homogener und vielseitig einsetzbarer Rohstoff, der wiederverwertet werden kann. Es ist preislich wettbewerbsfähig und seine Umweltbilanz ist hervorragend. Durch die Umleitung des Kaffeesatzes von anderen Entsorgungsmethoden zu Inficaf spart bio-bean bis zu 1030 kg CO2e/T an recyceltem Kaffeesatz. Und wir sind in der Lage, industrielle Mengen des Materials nach einer bestimmten Spezifikation zu liefern.
Inficaf ist eine wirksame Alternative zu neuen und petrochemischen Rohstoffen und mineralischen Füllstoffen und kann somit dazu beitragen, die Nachhaltigkeitsanforderungen von Verbrauchern und Führungskräften zu erfüllen. Ganz zu schweigen von den Vorteilen, die sich aus seiner einzigartigen Nachhaltigkeitsgeschichte ergeben.
So ist Inficaf beispielsweise in der Automobilindustrie, die sich um eine Dekarbonisierung bemüht, ein Wegbereiter für nachhaltige Innovationen - nicht nur bei Bremsbelägen, sondern auch bei einer Reihe anderer Anwendungen wie leichtgewichtigen Kunststoffen und der Herstellung von Automobilteilen in Gießereien."
Der aufbereitete Kaffeesatz von Inficaf kann in einer Vielzahl von Branchen verwendet werden
Wer sind eure derzeitigen Kunden(gruppen) und wer sollen eure potenziellen Kunden sein?
"Wir beliefern derzeit eine Vielzahl von Kunden im Vereinigten Königreich und in Übersee (vor allem in Europa). Zu unseren Kundengruppen gehören Produkthersteller, Chemieunternehmen, Kosmetikhersteller, (Bio-)Kunststoffcompoundeure, der Reibungssektor in der Automobilindustrie und viele andere. Sie alle haben gemeinsam, dass sie in industriellem Maßstab tätig sind und versuchen, ihren CO2-Fußabdruck zu verringern, den Einkauf nachhaltiger Rohstoffe voranzutreiben und die Grundsätze der Kreislaufwirtschaft in ihrer gesamten Lieferkette umzusetzen. Wir möchten mehr Unternehmen bzw. Industriezweige beliefern, die wir bereits beliefern, und haben Pläne, zu gegebener Zeit über Europa hinaus in die USA zu expandieren."
Wo seht ihr euch in 3 Jahren und wie kann 5-HT euch dabei unterstützen?
"Wir gehen davon aus, dass wir in drei Jahren die Kapazität unseres Werks im Vereinigten Königreich erreicht haben und dabei sind, ein europäisches Werk zu bauen, um unser weiteres Wachstum und die Nachfrage nach Inficaf zu unterstützen.
Wir stellen uns vor, dass das europäische Werk in der Region Benelux/Nordwestdeutschland angesiedelt wird - ein Gebiet, das innovative, nachhaltige Unternehmen in hohem Maße unterstützt, und daher sind wir der Ansicht, dass 5-HT potenziell eine bedeutende Unterstützung bei der Markteinführung von Inficaf und bei der Vorstellung potenzieller Kooperationspartner im Bereich der Werkstoffe bieten kann."
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