"Herausforderungen und Potenzial: Gesundheitsapps in Deutschland"

Laura Diez

Industry Insights

Die Einführung von "Digitalen Gesundheitsanwendungen" (DiGA) in Deutschland hatte das Ziel, den Zugang zu Gesundheitsdiensten zu verbessern, insbesondere für Menschen mit psychischen Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen. Ein Hauptvorteil von DiGA besteht darin, dass sie eine flexible und leicht zugängliche Ergänzung zur konventionellen Gesundheitsversorgung bieten. Doch trotz steigender psychischer Erkrankungen in Deutschland sind die Verschreibungen von Gesundheitsapps bisher enttäuschend gering – bis September 2022 wurden nur 164.000 Apps verschrieben. Doch hinter diesen Zahlen verbergen sich tiefgreifende Herausforderungen, wie im zugrunde liegenden Handelsblatt-Artikel dargestellt, diese verdeutlichen, dass trotz der hohen Erwartungen und Anstrengungen zur Förderung der digitalen Gesundheitsversorgung noch erhebliche Hürden bestehen.

Die Hauptgründe für diesen Mangel an Akzeptanz sind:

  • Komplexität der Erkrankungen: Einige Ärzte stufen die Behandlung von psychischen Erkrankungen als zu komplex für eine App ein. Sie glauben, dass eine App nicht ausreichend ist, um Patienten mit tiefgreifenden Problemen zu behandeln.

  • Unrealistische Versprechen: Einige Anbieter von Gesundheitsapps bewerben ihre Produkte mit sehr optimistischen Versprechen, die von einigen Ärzten als unrealistisch und übertrieben betrachtet werden. Die Aussagen einiger Anbieter lassen vermuten, dass die Krankheiten durch die Apps ausreichend behandelt werden und plötzlich verschwinden, was medizinisch nicht realistisch ist.

  • Mangelnde Information bei Ärzten: Viele Ärzte haben noch nie von dem Konzept der digitalen Gesundheitsanwendung gehört oder sind unzureichend darüber informiert, was solche Apps können. Ein Großteil der ambulanten Ärzte gab zum DiGA-Start im Jahr 2021 an, die verschreibungspflichtigen Apps nicht zu kennen.

  • Kosten und Studienqualität: Die Kosten der Apps und die Qualität der klinischen Studien, die ihre Wirksamkeit belegen sollen, sind umstritten. Einige Ärzte bezweifeln die Qualität der Studien, die oft zu wenige Teilnehmer haben und nur vage Wirksamkeit belegen können. Zudem sind die Preise für einige Krankenkassen zu hoch oder für die Hersteller zu niedrig, um die notwendigen klinischen Studien zu finanzieren.

  • Eingeschränkte Rolle von Ärzten: Die DiGA-Verordnung erlaubt es den Apps in der Regel, ohne das Zutun eines Arztes zu funktionieren. Die Verzahnung von Ärzten und Technologien, die als "Blended Care" bezeichnet wird, wird von einigen als vielversprechend angesehen, jedoch ist die DiGA -Verordnung bisher in dieser Hinsicht noch begrenzt.

Die Problematik hinter der Verschreibung von Gesundheitsapps wird von Peter Kuhn, DiGA-Berater bei 5-HT Digital Hub, prägnant zusammengefasst: „Es ist enttäuschend jedoch nicht verwunderlich, dass der DiGA-Erfolg in Deutschland bisher hinter Erwartungen zurückbleibt. Ärzte müssen frühzeitig einbezogen und aufgeklärt werden, was jedoch auf Grund des ohnehin ständig steigenden Arbeitspensums der Leistungserbringen und der Aufwände zur Entwicklung einer DiGA kaum zu leisten ist.

Gerade bei psychischen Erkrankungen ist ein langzeitiges Vertrauensverhältnis zwischen Behandler und Patient wichtig, weshalb Blended-care Ansätze wie z.B. von Elona Health, bei dem Behandler und Patient gemeinsam mit einer DiGA arbeiten hier mehr Akzeptanz aus Sicht der Leistungserbringer erfahren könnte.

Nur die aktive Einbindung und gute Information der Ärzte kann zur Akzeptanz von DiGA führen und letztendlich das Wohl des Patienten verbessern.“

Hier zum gesamten Handelsblatt-Artikel.

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