Beyond the Pill: a startup reimagines mental health

Digitale Therapien für die Behandlung psychischer Erkrankungen reichen über die Pille hinaus, um den Standard der Behandlung zu verbessern. Während die Behandlung von psychischen Erkrankungen in der Regel auf eine Kombination aus Medikamenten und Therapie setzt, gibt es keine pauschale Lösung für die Behandlung psychischer Erkrankungen. Deshalb entwickelt GrayMatters Health ein digitales Therapeutikum für psychische Erkrankungen jenseits der Pille, das durch willentliche Regulierung von Gehirnprozessen die Effizienz dieser Behandlungen verbessert. Im Interview mit 5-HT erzählt Gründer und CEO Oded Kraft, wie GrayMatters Health mit einem prozessbasierten Framework für präzise Neuromodulation die psychische Gesundheit neu definieren will.

Das GrayMatters Health Team um die Co-Founder Shai Attia (h.l.), Rani Cohen (v. l.) und Oded Kraft (v. r.)

Suche nach Lösungen mit höherer Wirksamkeit für die Behandlung von psychischen Störungen

Das israelische Startup GrayMatters Health wurde vor 5 Jahren gegründet.

"Rani Cohen, einer meiner Mitgründer, war auf der Suche nach Lösungen mit höherer Wirksamkeit für die Behandlung von psychischen Störungen", erinnert sich CEO Oded Kraft an die Anfangszeit. "Cohen traf sich mit Prof. Talma Hendler vom TASMC (Tel Aviv Sourasky Medical Center) und der TAU (Tel Aviv University), die den Zusammenhang zwischen der Aktivität verschiedener Gehirnregionen und der Emotionsregulation untersuchte. Studien haben gezeigt, dass eine hyperaktive Amygdala mit dem Vorhandensein bestimmter psychischer Störungen verbunden ist. Durch rigorose Forschung über mehr als ein Jahrzehnt entwickelte Prof. Hendler eine Methode, um die Aktivität der Amygdala nicht-invasiv herunter zu regulieren und das Ergebnis für Patienten mit verschiedenen psychischen Störungen zu verbessern. Das Ergebnis der Forschung war ein maschinelles Lern-Computermodell, das das fMRI-Signal der Amygdala mit Hilfe des EEGs in Echtzeit reproduziert. Es eröffnete den Weg zur Entwicklung eines EEG-Neurofeedback-Gerätes, das eine Downregulation der Amygdala mittels EEG ermöglicht. Das Modell wird EFP (Electrical Finger Print) genannt."

Oded Kraft, Gründer und CEO von GrayMatters Health

Neue Erkenntnisse über die Rolle der Amygdala

Die Amygdala ist eine Region des Gehirns, die an zahlreichen verhaltensbezogenen und psychologischen Aufgaben beteiligt ist. In der subkortikalen Ebene, direkt vor dem Hippocampus gelegen, ist die Amygdala das Zentrum der Emotionsregulation und der Kampf-oder-Flucht-Reaktion im Gehirn. Indem sie sensorische Reize mit psychologischen und physiologischen Prozessen verknüpft, schafft die Amygdala die Grundlage für emotionale Reaktionen.

"Ergebnisse haben gezeigt, dass, wenn man eine Person trainieren könnte, die Aktivität der Amygdala herunterzuregulieren, indem man eine Form von Biofeedback der Aktivitätsfokussierung im Gehirn verwendet, dies zu einer klinischen Verbesserung führen könnte", erklärt Oded. "Das ist es, was wir uns alle wünschen: den Menschen zu helfen. Im Moment konzentrieren wir uns auf Patienten mit posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS)."

Oded Kraft, Gründer und CEO von GrayMatters Health

Die Amygdala-Downregulation könnte bei vielen psychischen Störungen von Nutzen sein. Nachdem wir mit zahlreichen Gesundheitsdienstleistern und KOLs gesprochen hatten, entschieden wir uns, uns auf PTBS zu konzentrieren, von der weltweit über 250 Mio. Menschen betroffen sind. Einer der Hauptgründe war, dass es für PTBS keine adäquate Therapie gibt. Der andere war, dass die Forschung zeigt, dass die Senkung der Amygdala-Aktivität die PTBS-Symptome lindert", erklärt Oded den Fokus von GrayMatters Helath auf die Behandlung von PTBS.

Patient mit EEG-Kappe während einer Sitzung

Patienten leiten, um ihr Aktivitätsniveau der Amygdala zu senken

Das Produkt von GrayMatters, das die EFP verwendet, heißt Prism for PTSD. Die Prism-Therapie besteht aus 15 Sitzungen, die jeweils 30 Minuten dauern. Die Sitzungen finden zweimal pro Woche über eine Zeitspanne von 8 Wochen statt. Während jeder Sitzung kommt der Patient herein und setzt sich vor einen Bildschirm, auf dem die EEG-Kappe auf dem Kopf platziert wird, um die elektrische Aktivität auf der Kopfhaut zu messen. Prism liest dann die EEG-Signale aus und berechnet daraus das fMRI-Surrogat-Signal der Amygdala, das verwendet wird, um das Aktivitätsniveau der interaktiven Schnittstelle einzustellen, z. B. eines belebten und lauten Wartezimmers mit aufgeregten Avataren. Um ihre Netzwerkaktivität richtig zu regulieren, suchen und finden die Patienten eine mentale Strategie, die sie bei der Kontrolle der interaktiven Schnittstelle erfolgreich macht. Im Wesentlichen lernen die Patienten, wie sie ihre Gehirnnetzwerke regulieren können, indem sie Echtzeit-Feedback von der interaktiven Benutzeroberfläche erhalten.

"Als Ergebnis dieses Trainings erwirbt der Patient eine neue Fähigkeit, das eigene Amygdala-Aktivitätsniveau zu senken", führt Oded aus. "Klinische Studien mit mehr als 400 Personen haben gezeigt, dass die Menschen nach diesen Sitzungen lernen können, dieses Signal zu kontrollieren und die Amygdala-Aktivität selbstständig herunterzuregulieren. 90 Prozent der Personen, die an den Studien teilgenommen haben, waren in der Lage, dies selbst zu tun, sagt Oded. "Die restlichen 10 Prozent erhalten eine gewisse Anleitung durch den Therapeuten."

Einzigartiger Ansatz zur Verbesserung des Behandlungsstandards

Der Behandlungsstandard ist eines der wichtigsten Konstrukte in der Medizin. Im Bereich der psychischen Gesundheit ist der Standard der Versorgung in der Regel eine Kombination aus Pharmakotherapie und Psychotherapie. GrayMatters Health zielt darauf ab, mit den traditionellen Methoden zusammenzuarbeiten, um die klinischen Ergebnisse zu verbessern. "Unsere Mission ist es nicht, die Standardversorgung zu ersetzen, sondern sie zu ergänzen und zu verbessern. Unsere Studien haben gezeigt, dass das Hinzufügen unseres therapeutischen Ansatzes zusätzlich zur Standardbehandlung die Effizienz auf sichere Weise verbessert." Oded unterstreicht: "Der Ansatz an sich ist einzigartig. Die Tatsache, dass wir einen Mechanismus basierten Ansatz anbieten, bei dem wir an der Amygdala ansetzen und eine Art Kaskade von Aktionen im Körper auslösen, ist einzigartig und vielversprechend. Unser Ansatz ist einfach. Der Aufwand für den Patienten ist sehr gering. Der Patient durchläuft 15 Sitzungen und gewöhnt sich an, seine Amygdala-Aktivität von selbst zu senken. Das ist wirklich ermächtigend für die Patienten, sich selbst zu heilen."

Zukünftige Schritte und Vorstoß auf den deutschen Markt

GrayMatters will sein Portfolio über PTSD hinaus erweitern und in naher Zukunft eine Vielzahl von psychischen Störungen behandeln. "Unsere nächsten Schritte sind der Abschluss der klinischen Studien, die Generierung aussagekräftiger Daten und die Erlangung der behördlichen Genehmigungen. Wir beabsichtigen, den Einstieg in den deutschen Markt zu wagen. Mit seinem breiten Ökosystem im Gesundheitssektor ist 5-HT sehr wertvoll für uns", betont Oded seine Begeisterung über die Partnerschaft mit 5-HT Digital Hub Chemistry & Health.

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