Evidenzbasierte, digitale Nachsorge für psychisch Kranke

Katharina Kittelberger

Startup Stories

Nur wenige der 1,3 Millionen Patientinnen und Patienten, die in Deutschland pro Jahr wegen einer psychischen Störung in einem Krankenhaus behandelt werden, erhalten die notwendige Nachbehandlung. Dies führt dazu, dass ≥33 % innerhalb des ersten Jahres erneut hospitalisiert werden. Um dieses Problem anzugehen, bietet das im Jahr 2018 gegründete Gesundheitsstartup mentalis, mit Sitz in Nürnberg, eine evidenzbasierte, digitale Nachsorge an, die algorithmengesteuerte App-Therapie und sofortige psychologische Teleunterstützung kombiniert. 

Hierdurch können die hohe Rehospitalisierungsraten im Bereich der F-Diagnosen reduziert, komplexere Folgebehandlungen vermieden sowie individuelles Leid und Kosten für die Gesellschaft verringert werden.

Im Interview mit 5-HT gibt Dr. Christian A. Lukas, Founder & Managing Director, interessante Einblicke hinter die Kulissen des Gesundheitsstartups und erläutert die mentalis Nachsorge detaillierter. 

Dr. Christian A. Lukas, Founder & Managing Director beim Gesundheitsstartup mentails

Wie würdest du einem Fachkollegen aus dem Gesundheitsbereich eure Lösung in drei Sätzen erklären?

"Die digitale Nachsorge von mentalis stabilisiert die in der Klinik erzielten Therapieerfolge und überführt die Patienten bei Bedarf in die weitere Behandlung in der Regelversorgung. Die Nachsorgeprogramme verfolgen einen Hybrid-Care-Ansatz, indem sie evidenzbasierte Therapie-Apps mit psychologischen Telegesprächen kombinieren. Wir bieten Programme für verschiedene psychische Störungen an."

Welches Problem hat euch dazu bewogen, das Unternehmen zu gründen?

"Die Krankenhausbehandlung ist eine wichtige Stabilisierung in Krisenzeiten. Aus meiner eigenen klinischen Tätigkeit kenne ich die Situation, dass sich leider viele Patientinnen und Patienten nach ihrer Entlassung in einer äußerst schwierigen Situation befinden. Der Weg zur Genesung ist noch weit und eine weitere Behandlung zur Bewältigung der Störung ist dringend notwendig, aber nur die wenigsten erhalten eine Anschlussbehandlung ohne lange Wartezeiten.

Um die prekäre Versorgungssituation zu verbessern, habe ich aus meiner universitären Forschung heraus zusammen mit einem Team aus Psychologen, Programmierern und Designern die mentalis GmbH gegründet, um digitale Nachsorgeangebote für Patientinnen und Patienten mit psychischen Störungen zu schaffen."

Das Team hinter dem Gesundheitsstartup mentalis

Wie überzeugt ihr ein Pharmaunternehmen, eine Krankenkasse oder einen anderen potenziellen Kunden, ein Pilotprojekt mit euch zu starten?

"Die mentalis Nachsorgeprogramme bieten ein Höchstmaß an Qualität für Patientinnen und Patienten. Als Medizinprodukthersteller mit universitären Wurzeln stehen bei uns der wissenschaftliche Ansatz und die kontinuierliche Verbesserung unserer evidenzbasierten Versorgungskonzepte im Vordergrund.

Die Wirksamkeit unserer Programme ist durch wissenschaftliche Studien in Zusammenarbeit mit renommierten Kliniken und Universitäten belegt. Ein besonderer Vorteil von mentalis ist, dass sich unsere Nachsorge nahtlos in die Krankenhausbehandlung einfügt, da sie technisch und verfahrenstechnisch in den Entlassungsprozess des Krankenhauses integriert ist. Auf diese Weise können Patientinnen und Patienten lückenlos weiterbehandelt und Therapieerfolge langfristig gesichert werden.

Wir kooperieren bereits mit einer Vielzahl von Kliniken und Krankenkassen, die mehr als 10 Millionen Versicherte betreuen."

Wer sind eure derzeitigen Kunden (Gruppen) und wer sollen eure potenziellen Kunden sein?

"Unsere derzeitigen Kunden sind Kliniken für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Krankenkassen sowie Patientinnen und Patienten mit folgenden Störungen: Alkoholabhängigkeit, Depression, Borderline-Störung, Essstörungen (Anorexia nervosa; Bulimia nervosa). Darüber hinaus bieten wir ein transdiagnostisches Programm zur Emotionsregulation an. Wir sind derzeit auf dem deutschen Markt aktiv, planen aber auch die Einführung in anderen europäischen Märkten. Wir planen derzeit die Entwicklung eines zusätzlichen Nachsorgeprogramms für Patientinnen und Patienten mit Schizophrenie."

Wo seht ihr euch in 3 Jahren und wie kann 5-HT euch dabei unterstützen?

"Wir wollen, dass mentalis in fünf Jahren in Deutschland und anderen europäischen Ländern als Standard-Nachsorgeoption für Patientinnen und Patienten mit psychischen Störungen etabliert ist. Mit der Unterstützung von 5-HT können wir uns vorstellen, ein globales Netzwerk mit wichtigen Entscheidungsträgern im Gesundheitswesen aufzubauen."

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