Wie eine Plattform Materialentwickler und Besitzer von Produktionsanlagen schnell und unkompliziert verknüpft

Judith Hillen

Startup Stories

Wer ein neues Material entwickelt hat, steht häufig vor der Frage, wie er größere Mengen zur Probe herstellen kann, ohne dafür sofort in eigene Produktionsanlagen investieren zu müssen. Für Probleme wie diese hat das Startup Triangular, das Teil des Netzwerks von 5-HT ist, eine Lösung entwickelt: Die Plattform Triangular-POD bringt Materialbesitzer, die auf der Suche nach einer Anlage sind, mit passenden Anlagenbesitzern zusammen, die über freie Kapazitäten verfügen. Welche Vorteile dieses Modell für beide Seiten bringt, erklärt Co-Geschäftsführerin Sylwia Marroquin im Interview mit 5-HT.

Pablo und Sylwia Marroquin, die beiden Geschäftsführer von TriangularPablo und Sylwia Marroquin, die beiden Geschäftsführer von Triangular

Wie kam es zur Gründung von Triangular?

Sylwia Marroquin: Mein Mann Pablo war viele Jahre bei einem großen Anlagenhersteller im Vertrieb tätig. Im Kontakt mit den Kunden, die er betreut hat, war er immer wieder mit den gleichen Fragen konfrontiert: Anlagenbesitzer haben häufig das Problem, dass ihre Kapazitäten nicht ganz ausgelastet sind, während Materialbesitzer oft auf der Suche nach passenden Anlagen sind, auf denen sie kleine Mengen eines neuen Materials vorab produzieren können, bevor sie selbst in neue Anlagen investieren. Lange Zeit hat Pablo aufgrund seiner persönlichen Kontakte die Verbindungen zwischen Anlagen- und Materialbesitzern analog hergestellt. Schließlich entstand jedoch die Idee, dafür die Plattform Triangular-POD zu entwickeln, um noch mehr Verknüpfungen möglich zu machen.

Was bringt die Nutzung von Triangular-POD für Materialbesitzer?

Für Materialbesitzer lohnt es sich, über unser Portal nach passenden Anlagen zu suchen, wenn sie zum Beispiel ein neues Material entwickelt haben und eine erste Probeproduktion machen wollen. So können sie schnell auf eine bereits bestehende Infrastruktur zugreifen, ohne das Risiko von Fehlinvestitionen einzugehen. Auch Materialbesitzer, die kurzfristig ihre Kapazitäten erhöhen möchten, weil die Nachfrage nach einem bestimmten Produkt besonders hoch ist, können dafür unsere Plattform nutzen. So müssen sie nicht in eigene Anlagen investieren, wenn sie noch nicht wissen, ob die Nachfrage langfristig erhöht bleibt. Auch für den Fall, dass eine Anlage mehrere Monate ausfällt, können Materialbesitzer diese Engpässe mithilfe unserer Plattform überbrücken, um Reputationsverlust und Vertragsstrafen entgehen. Natürlich könnten Materialbesitzer in solchen Fällen auch selbst auf die Suche nach passenden Anlagen gehen, aber das könnte mehrere Wochen oder sogar Monate in Anspruch nehmen. Über unsere Plattform finden sie schnell und unkompliziert die Anlagen, die sie brauchen.

Wie profitieren Anlagenbesitzer davon, sich auf Triangular-POD zu registrieren?

Wenn Anlagen nicht zu hundert Prozent ausgelastet sind, generieren sie Kosten, aber keine Einnahmen. Diese freien Kapazitäten können Anlagenbesitzer über Triangular-POD an Materialbesitzer vermitteln. Die Nutzung unserer Plattform vereinfacht diesen Prozess erheblich: Heutzutage ist es so, dass Anlagenbesitzer von hundert Anfragen, die sie bekommen, höchstens fünfzehn bedienen können, weil oft zum Beispiel der gewünschte Prozess oder die Industrie nicht passt. Auf unserer Plattform führen wir deshalb eine Vorsortierung durch, sodass Anlagenbesitzer nur noch hochqualifizierte Anfragen von Materialbesitzern bekommen.

Wie bringt Triangular-POD Material- und Anlagenbesitzer zusammen?

Materialbesitzer, die nach einer passenden Anlage suchen, können auf der Plattform ihr Materialprofil hochladen. Daraufhin gleicht unser Algorithmus ab, welche der Anlagen, die bereits auf der Plattform registriert sind, für die spezifischen Parameter und Prozessanforderungen passend sind. Zusätzlich schalten wir uns mit unserem Knowhow und unseren Kontakten ein, um zum Beispiel mit den Anlagenbesitzern abzusprechen, ob bestimmte Parameter gegebenenfalls noch angepasst werden könnten, oder um mit unserem weltweiten Vertriebsteam aktiv auf die Suche nach neuen Anlagenbesitzern zu gehen, falls für eine Anfrage noch keine passende Anlage in unserem Portal gelistet ist. Wir sehen uns also nicht nur als Plattform, sondern als Dienstleister, Vermittler und Vertrauensbilder.

Die dritte Gruppe, an die Triangular-POD sich richtet, sind Branchenexperten. Wie verknüpft Triangular-POD diese Experten mit den Material- und Anlagenbesitzern?

Die Branchenexperten können den Material- und Anlagenbesitzern ihr Knowhow anbieten. Zum Beispiel können sie die Materialbesitzer in ihrer Ideenrealisierung unterstützen – denn häufig haben Materialbesitzer zwar eine Idee, aber ihnen fehlt das nötige Wissen, um die Idee in einen Prozess zu übersetzen. Darüber hinaus können sie die Anlagenbesitzer dabei unterstützen, an der Feinjustierung ihrer Anlagen zu arbeiten, um damit neue Materialien verarbeiten zu können. Da wir weltweite Verknüpfungen zwischen Material- und Anlagenbesitzern herstellen, arbeiten wir außerdem mit Experten im Logistikbereich zusammen, die den grenzüberschreitenden Transport der Materialien oder Produkte übernehmen können.

Aus welchen Branchen kommen die Nutzer Ihrer Plattform?

Aktuell fokussieren wir uns auf Trockenprodukte und -prozesse, also auf Powder und Solids. Wir haben zwar in der Chemiebranche angefangen, aber sind mittlerweile auch im Lebensmittel-, Pharma-, Kosmetik-, Tierfutter-, Minerals- und Recyclingbereich tätig.

Haben Sie ein Beispiel für eine erfolgreiche Zusammenarbeit, die durch die Vermittlung von Triangular-POD entstanden ist?

Triangular POD vermittelt zwischen Materialentwicklern, Anlagenbesitzern und BranchenexpertenTriangular POD vermittelt zwischen Materialentwicklern, Anlagenbesitzern und Branchenexperten

Wir hatten eine Anfrage eines Materialbesitzers aus dem Mineralbereich in Spanien, für den wir in Polen eine passende Anlage gefunden haben, und zwar mithilfe eines Branchenexperten aus Großbritannien, der dem Kunden dabei geholfen hat, die Prozessanforderungen zu definieren. Aus dieser Partnerschaft, bei der es ursprünglich nur um einen kurzfristigen Auftrag ging, ist eine Zusammenarbeit zwischen den drei Parteien entstanden, die bis heute anhält.

Was sind die größten Herausforderungen für Ihr Startup?

Bisher waren Anlagenbesitzer entweder bereits gut ausgelastet oder sie haben ihr eigenes Netzwerk genutzt, um freie Kapazitäten zu vermitteln. Der Gedanke, über das bereits bestehende Netzwerk hinauszugehen und die eigenen Anlagen auch an andere Partner zu vermitteln, ist für viele neu. Deshalb besteht eine gewisse Skepsis, dieses Modell der Zusammenarbeit zu testen. Sobald die Anlagenbesitzer es ausprobieren, stellen sie zwar fest, dass es gut funktioniert, aber bis wir an diesen Punkt kommen, ist eine erhebliche Überzeugungs- und Pionierarbeit nötig.

Was sind die nächsten Ziele für Triangular-POD?

Wir entwickeln unseren Algorithmus und unsere Benutzeroberfläche ständig weiter, sodass die Kunden auf unserer Plattform in Zukunft so intuitiv wie möglich selbst Kontakte knüpfen können, ohne dass dafür unsere Interaktion nötig ist. Fürs Erste fokussieren wir uns darauf, im Bereich der Trockenprozesse zu wachsen. Mittelfristig möchten wir jedoch auch in die komplette Prozesslandschaft einsteigen, um eine größere Vielfalt an Partnern bedienen zu können.

Seit Kurzem sind Sie ein Partner-Startup von 5-HT – was erhoffen Sie sich davon, Teil unseres Netzwerks zu sein?

Wir hoffen darauf, im Netzwerk von 5-HT sichtbarer zu werden, und freuen uns über Kontakte zur Industrie. Im Netzwerk des Digital Hub gibt es sicherlich einige Startups, die vor der Herausforderung der Skalierung stehen und unsere Unterstützung bei der Suche nach passenden Anlagenbesitzern gut gebrauchen könnten. Außerdem tauschen wir uns sehr gerne mit Unternehmen aus dem Netzwerk aus, um zu erfahren, über welche Themen die Industrie aktuell spricht. Gerade im Bereich Nachhaltigkeit – Stichwort Recycling und sinnvolle Nutzung von Ressourcen – wollen wir mit Triangular-POD einen Beitrag leisten.

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