Mehr Energieeinsparung in der Versorgungstechnik

Katharina Kittelberger

Startup Stories

Laut Umweltbundesamt sind viele Klima- und Lüftungsanlagen versteckte Energiefresser, die in Büros, öffentlichen Gebäuden und Unternehmen bis zu 50 % der Energiekosten ausmachen. Das im Jahr 2020 gegründete Startup etalytics möchte bisher unausgeschöpfte Energieeinsparungspotenziale angehen. Als Spin-Off der Technischen Universität Darmstadt liefert etalytics innovative Erkenntnisse und Maßnahmen zur Maximierung der Energieeffizienz und senkt so gleichzeitig Kosten und CO2-Emissionen. 

Wie der Wert für die Kunden aus der Versorgungstechnik generiert werden kann, erläutert Thomas Weber, Co-Founder and Head of Data Science, folgendermaßen: „Mit unserer etaONE Plattform bieten wir eine Softwarelösung (On-Premises oder Cloud) für das Monitoring und die Betriebsoptimierung von Wärme- und Kälteversorgungssystemen.“ 

Im Interview mit 5-HT geht Thomas neben der Motivation des dreiköpfigen Gründerteams genauer auf die Softwarelösung von etaONE ein und erläutert, wie das Thema Energieeffizienz besonders in der chemischen- und pharmazeutischen Industrie an Wichtigkeit zunimmt. 

Thomas Weber, Co-Founder and Head of Data Science bei etalytics

Realitätslücke in der Versorgungstechnik

Laut Thomas sind die Themen Industrie 4.0 und Nachhaltigkeit derzeit die beiden großen Treiber auf dem Markt. Allerdings bestehe hier eine Realitätslücke: „Einerseits wird von Unternehmen angenommen, dass durch das Installieren von Sensoren und der damit einhergehenden Generierung von Daten automatisch eine Verbesserung, anhand eben dieser Datenbasis, erfolgt. Die Realität sieht jedoch anders aus, denn es werden zwar Unmengen an Daten erzeugt, doch diese werden in den meisten Fällen von den Unternehmen schlichtweg nicht genutzt“, erklärt er. 

Gleiches gilt für das Thema Nachhaltigkeit: Hier sind beispielsweise klassische Energiemanagementsysteme, die auch vom Bund gefordert und gefördert werden, im Grunde Software-Plattformen wie etalytics. Doch es gibt einen entscheidenden Unterschied: „Diese klassischen Energiemanagementsysteme verfügen lediglich über Monitoring Funktionen, sprich Datenhaltung, Visualisierung und KPI’s. Um Energieverschwendungen aufzudecken, müssen diese Daten und Visualisierungen von einem gut ausgebildeten Ingenieur manuell und zeitaufwendig ausgewertet werden. Deshalb bleiben Energieeffizienzmaßnahmen häufig unentdeckt und das eigentliche Ziel des Bunds, nämlich Energieverschwendungen aufzudecken, wird verfehlt.“

Aufbereitete Daten im Back- und Frontend von etalytics

Mit etaONE den Energiebedarf insgesamt minimieren

Da im Grunde genommen die Ressourcen fehlen, um Auswertungen manuell durchzuführen, greift etalytics genau an diesem Punkt an. „Primär geht es uns darum, die Anlagen aufeinander abgestimmt zu betreiben. Denn durch diesen aufeinander abgestimmten Betrieb der Energiewandlungssysteme lassen sich auch ohne teure Hardwarenachrüstungen Energieeinsparungen zwischen 20 - 50 % umsetzen. Hierfür erfasst unsere Lösung die Zustände des Energiesystems über Sensoren, antizipiert das zukünftige Systemverhalten und berechnet die optimalen Stellsignale für die einzelnen Energiewandler“, legt Thomas dar. 

„Wir machen Energie- und Ressourceninformationen allgemein zugänglich und schaffen effizient datenbasierte Werte. Denn das eigentliche Ziel von Daten sollte sein, einen wirklichen Mehrwert zu generieren und nicht nur anschauliche Grafiken zu erzeugen.“

Dieses Konzept von etalytics steht in Abgrenzung zur konventionellen, nämlich lokalen Regelung. Thomas veranschaulicht das am Beispiel einer differenzdruckregelnden Pumpe: „Diese Differenzdruckregelung ist die einzige Logik, welche die Pumpe verfolgt. Dabei ist es der Pumpe, umgangssprachlich formuliert, egal, wie die Umgebungstemperatur oder der Wärme- und Kältebedarf in der Produktion ist. In den meisten Fällen ist die Regelung nach dem Differenzdruck aus Energieeffizienzsicht allerdings nicht optimal. In genau diese Lücke gehen wir rein, indem wir Systeme als ein aufeinander abgestimmtes Gesamtsystem betrachten“, führt er aus.  

Die etaONE Plattform sendet nach der Datenauswertung u.a Steuersignale, Maßnahmen und Empfehlungen für den Energiehandel an das Gesamtsystem zurück

Außerdem ist in der etaONE Plattform der Kontext zwischen den Daten, anders als in einer Excel-Tabelle, bekannt. „Energiewandlungstechnologien, wie beispielsweise ein Kühlturm sind in der Plattform genau modelliert. Die Abhängigkeiten zwischen den einzelnen Zeitserien des Kühlturms wie die Kälteleistung oder die Umgebungstemperatur sind dem jeweiligen Modell als physikalische Gleichungen hinterlegt und damit von vornherein bekannt. In Kombination mit den aufgenommenen Messdaten schaffen wir einen hochgenauen digitalen Zwilling des Energiesystems.“ Diese Art der Kontextinformationen sind ein weiterer Aspekt, der etalytics zu einem Gesamtpaketanbieter macht. 

Die Ziel- und Kundengruppe von etalytics

Als Zielgruppe definiert Thomas mittelgroße bis große Unternehmen, die über einen signifikanten Wärme-, Kälte oder Klimatisierungsbedarf verfügen und ein zentrales Energiesystem zur Bereitstellung dieses Energiebedarfs haben. „Eine wichtige Kundengruppe sind für uns beispielsweise Rechenzentren, denn diese haben einen enormen Kältebedarf. Ebenso relevant ist die chemische- und pharmazeutische Industrie, denn auch hier wird für Prozesse sehr viel Wärme oder Kälte benötigt, die in der Regel über zentrale Systeme bereitgestellt wird“, führt Thomas aus. 

„Wir finanzieren uns über den Verkauf von Plattformlizenzen sowie Dienstleistungen rund um das Aufsetzen und Betreiben der etaONE Plattform. Diese steht unseren Kunden sowohl als On-Premises, als auch Cloud-Variante zur Verfügung.“

Indem etalytics die generierten Energiedaten rund um versorgungstechnische Systeme aufnimmt, strukturiert, analysiert und auf Fehler, wie Anomalien oder Lücken, prüft, unterstützt es seine Kunden außerdem dabei, eine verlässliche Datenbasis aufzubauen. 

Schlagkräftiges Know-how. Was etalytics einzigartig macht:

„Wir vereinen bei uns im Team viele Jahre Erfahrung in den Bereichen industrielle Energietechnik, Data Science, Informatik, Automationstechnik und Betriebsoptimierung. Diese Kombination ist im Bereich der Versorgungstechnik enorm schlagkräftig. 

Das Team hinter etalytics 

Außerdem können wir in Referenzprojekten Einsparungen von ca. 50 % gegenüber dem konventionellen Betrieb in Standardsystemen vorweisen. Gleichzeitig lässt sich die Versorgungssicherheit durch die prädiktive Betriebsoptimierung erhöhen. Das Thema der Nachhaltigkeit spielt insbesondere in Großunternehmen eine wichtige Rolle in der Unternehmensstrategie. Letztlich unterstützen wir unsere Kunden dabei ihre selbstgesteckten Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und in Übereinstimmung mit den Sustainable Development Goals (SDGs) zu bringen.“

Ein Blick in die Zukunft mit neuen Innovationen  

„Aktuell skalieren wir, und haben erste Installationen bei zahlenden Großkunden vornehmen können. Jetzt wollen wir mit unserem Produkt in den breiten Markt gehen und Marktanteile erringen“, so Thomas. „In fünf Jahren möchten wir nicht mehr nur die Nische im Bereich Betriebsoptimierung bedienen, sondern eine Komplettlösung rund um das Energiemanagement in der Industrie anbieten. Hierfür investieren wir viel Zeit, Arbeit und Geld in eine starke Infrastruktur unserer Lösung. 

Und was erhofft ihr euch von der Zusammenarbeit mit 5-HT?

„Da eine unserer Zielkundengruppen die chemische- und pharmazeutische Industrie ist und wir in diesem Bereich auch bereits Kunden haben, lag es für uns nahe, ein Teil von 5-HT zu werden. Durch die Zusammenarbeit erhoffen wir uns neben einer größeren Reichweite auch, dass wir Leads generieren und das 5-HT-Netzwerk nutzen können.“ 

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