Intelligentes und nachhaltiges Handeln mit Hilfe einer Verpackung

Laura Diez

Startup Stories

Digitalisierte und automatisierte Prozesse gehören in der Chemiebranche mittlerweile in vielen Bereichen zum Alltag. Doch es gibt einen Aspekt, der bisher vernachlässigt wurde: die Verpackung und deren Inhalte. „Mit unserer Packwise Lösung schafft man eine Transparenz, die es bis dato nicht gab, und damit eine Planungssicherheit für Unternehmen -   zu jedem Zeitpunkt ist nachvollziehbar, wo und in welchem Zustand sich Materialien befinden“ so Packwise Gründerin Gesche Weger im Interview mit 5-HT.

Das Technologie-Startup Packwise, 2017 in Dresden gegründet, bietet eine innovative Industrial IoT-Lösung, die es Kunden der Chemie- und Lebensmittelindustrie ermöglicht, durch Tracking von Intermediate Bulk Container (IBC) Transparenz entlang der Supply Chain zu gewinnen. Denn IBC wurden lange Zeit als Einwegverpackungen verwendet: versandt, beim Kunden entleert und dann entsorgt. Über die Jahre hinweg wurden die Container aber immer stabiler, sodass sie auch wiederverwertet werden können. Packwise gibt Unternehmen mehr Kontrolle über ihre Verpackungen und somit die Möglichkeit, ihre Prozesse besser zu steuern. Seit unserem ersten Interview im Februar 2020, hat sich bei Packwise einiges getan.

Die drei Gründer von Packwise (v.l.n.r): René Bernhardt, Gesche Weger und Felix Weger

Mehr Visibilität und Effizienz: digitale Zwillinge der Industrieverpackungen

Durch das einfache Anbringen der mit Sensoren ausgestatteten Packwise Smart Caps auf den IBC entstehen digitale Zwillinge dieser Industrieverpackungen. Die intelligenten IBC liefern wichtige Informationen über die Inhalte der Container, während sich die Container durch die Lieferkette bewegen.

Über die Software-Plattform Packwise Flow sind in Echtzeit Daten zu Füllstand, Standort, Stoßeinwirkung, Bewegung und Temperatur einsehbar. Das System analysiert diese Daten, um Supply-Chain-Prozesse abzubilden und zu automatisieren. Dabei können auch gerade große Containerflotten effektiv gemanagt werden. Der manuelle Aufwand sinkt.   

„Im gemeinsamen Pilotprojekt konnten wir den Partnern durch unsere Technologie zusätzliche Transparenz in der Lieferkette bieten“, sagt Packwise-Geschäftsführerin Gesche Weger. „Vom Versand des Materials am BASF-Standort bis hin zum Verbrauch beim Kunden.“ Für das Dresdner Unternehmen sei die Auszeichnung mit dem German Innovation Award von großer Bedeutung. „Es unterstreicht, dass wir mit unserem innovativen Ansatz einen Mehrwert bieten, von dem viele Branchen und vor allem Unternehmen aus der Chemieindustrie profitieren können.“

Packwise Smart Cap

German Innovation Award 

Gemeinsam mit BASF, dem Lack- und Beizenhersteller Hesse Lignal und der Supply Chain Beratungsgesellschaft GOcon GmbH ist Packwise Gewinner des German Innovation Awards 2021. Mit dem Preis würdigt der vom Deutschen Bundestag ins Leben gerufene und von der deutschen Industrie gestiftete Preis branchenübergreifend Produkte, die für Anwender einen Mehrwert gegenüber bisherigen Lösungen bieten. Die Auszeichnung erfolgt in der Kategorie „Excellence in Business to Business – Chemical Industry“. Weitere Kriterien für die Jury sind neben der Funktionalität, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit der eingereichten Konzepte auch Synergieeffekte und eine breitenwirksame Einführung am Markt.

Packwise ist spezialisiert auf das Vernetzen von Industrieverpackungen. Das Innovationsprojekt mit BASF und Hesse Lignal widmet sich der Digitalisierung der Lieferkette, der digitalen Supply Chain.

Effizienz innerhalb der transparenten Lieferkette 

Die Vorteile einer digitalen Supply Chain sind grenzenlos. Prozesse können aufgrund der Transparenz effizienter gestaltet werden. Es liegen deutlich mehr Informationen vor und auf Basis dieser können bessere Entscheidungen getroffen werden, um Prozesse effizient in Gang zu setzen. Hinzukommend liegen Informationen vor, um beispielsweise Verschwendungen zu vermeiden, damit gehen auch Kosteneinsparungen einher. „Wir sehen die folgenden drei großen Bereiche mit Optimierungspotential: den Bereich Bestandsmanagement, das Qualitätsmanagement, und die Logistik.

Das Thema Bestandsmanagement hat hohe Priorität für alle Kunden von Packwise. „Über die Füllstände kann der Verbrauch von Materialien getrackt werden. Der Lieferant kann über das Anbieten neuer Service Modelle sicherstellen, dass jederzeit genügend Materialien zur Verfügung stehen, zum Beispiel über das Anbieten eines Vendor Managed Inventory Services. Kostenintensive Last-minute Bestellungen werden darüber vermieden. Auch kann der Lieferant die neuen Informationen für eine effiziente Produktionsplanung verwenden.

Neue Transparenz in der Logistik kann eine rasche Rückführung der Verpackung in den Kreislauf beinhalten,“ erklärt Gesche Weger. Dies führe dazu, dass die gleiche Menge an Materialien mit weniger Verpackungen transportiert werden können. Zyklen können verschnellert werden, indem Kunden und deren Logistikpartner beispielsweise die Information über die Anzahl entleerter Kunden zur Verfügung haben.

Hinzukommend kann die Qualität mit Hilfe der Packwise Smart Cap durchgehend kontrolliert werden. Aspekte wie Temperatur können überwacht werden, um zu sehen, ob es Überschreitungen gibt und gegebenenfalls eingegriffen werden sollte. Somit kann vorgebeugt werden, dass Materialien mit minderer Qualität in eine Produktion eingehen. Auch über die Transparenz darüber, ob Haltbarkeitsdaten überschritten sind, kann Verschwendung entgegenwirken und andererseits sicherstellen, dass die Qualität erhalten bleibt,“ erklärt Gesche.

Technologie Standort Dresden 

„Wir sind in Dresden und wir bleiben auch in Dresden,“ lacht Gesche. „Gerade durch das universitäre Umfeld und den sehr guten Zugang zu jungen Talenten können wir hier ein starkes und innovatives Team aufbauen. Da wir ein Technologieunternehmen sind, ist es natürlich sehr wichtig, dass wir die Technologieexpertise vor Ort nutzen. Mittlerweile können viele Aufgaben remote erledigt und seit der Corona Pandemie ist die Bereitschaft für Videocalls deutlich gewachsen. Natürlich arbeiten wir eng mit unseren Kunden zusammen und sind auch oft vor Ort, um unseren Kunden beispielsweise bei der Integration der Smart Cap zur Seite zu stehen.“

Von der Idee zur Markteinführung 

Anfang 2020 befand sich Packwise noch in der Pilotphase, die Markeinführung war zu Beginn des Jahres 2021. „Seit April wandeln wir die Pilotprojekte mit unseren Kunden in Serie um,“ erzählt Gesche. Wir sehen, dass die Resonanz im Markt extrem hoch ist und dass die Kunden die Lösung aufbauen und in ihre Prozesse integrieren. Aktuell arbeiten wir mit ca. 40 Kunden zusammen, diese sind vor allem in der Chemieindustrie verankert. Darunter befinden sich sowohl Unternehmen, die dem Mittelstand zugehörig sind, als auch Konzerne. Zudem sind wir auch in der Lebensmittelindustrie tätig. Außer in Deutschland sind wir auch in zahlreichen anderen europäischen Ländern vertreten. Somit haben wir uns im Vergleich zum Vorjahr stark ausgeweitet. Hinzukommend planen wir in naher Zukunft auch den nordamerikanischen Markt zu bearbeiten und haben bereits Kunden, die unsere Lösung vor Ort testen. Wir wollen uns in der Industrie als Anbieter, der den Materialfluss der Prozessindustrie digitalisiert, etablieren. Das Bewusstsein ist da, dass digitale Technologien ein riesengroßes Potenzial haben, Prozesse nachhaltiger zu gestalten, das sehen wir an unserer Industrieanwendung. Wir können Prozesse effizienter machen, schlanker gestalten; haben Informationen, die dazu führen, dass wir Ressourcen einsparen können", fasst Mitgründerin und Geschäftsführerin Gesche Weger die Vision von Packwise zusammen.

„Das 5-HT Digital Hub bietet tolle Möglichkeiten zur Vernetzung mit Partnern und potentiellen Kunden und gibt wertvolle Impulse.“

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