Visionen mit starken Partnern realisieren
Corinna Herrmann
Das InnovationLab begleitet im Bereich gedruckter Elektronik Startups auf dem Weg vom Prototypen zur industriellen Produktion.
Mit dem InnovationLab haben Hochschulen, Startups und Unternehmen aus der Metropolregion Rhein-Neckar eine gemeinsame Forschungs- und Entwicklungsplattform geschaffen, die den Transfer von Erfindungen in marktfähige Produkte vorantreibt. Im Fokus der Aktivitäten: die Zukunftstechnologie gedruckte organische Elektronik. Sie ermöglicht die umweltfreundliche Herstellung extrem dünner, flexibler und ultraleichter Elektronikbauteile für neue Anwendungen in der Medizintechnik und vielen anderen Industrien wie Pharma, Möbel, Verpackung, Automobil und Energie.
Über die Herausforderungen und Erfolge dieses einmaligen Kooperations- und Geschäftsmodells erzählt Geschäftsführer Luat Nguyen im Interview mit dem Digital Hub Mannheim/Ludwigshafen.
Herr Nguyen, das InnovationLab wurde 2008 mit dem Ziel gegründet, Wissenschaft und Wirtschaft unter einem Dach zu vereinen. Wie ist die Idee dazu entstanden?
Die Idee stammt von Prof. Claus Heinrich (SAP) und Dr. Karl-Heinrich Hahn (BASF). Sie basierte auf der Feststellung, dass die Region Rhein-Neckar zwar in punkto Wissenschaft die Nase vorn hat, es aber wenig Zusammenarbeit mit den Unternehmen gibt. Die Frage war, wie man beide Parteien zusammenbringt, damit sie gemeinsam forschen und Prototypen entwickeln, die sich vermarkten lassen. Der Kooperationsgedanke ging auf. Heute sind wir ein internationales Forschungs- und Entwicklungszentrum, ausgestattet mit Laboren, hochmodernen Reinräumen, Büros und Konferenzräumen auf über 5.600 Quadratmetern. Bei uns arbeiten inzwischen rund 200 Forscher und Entwickler aus der ganzen Welt. Des Weiteren bieten wir ein optimales Startup-Ökosystem, das bereits von sechs Unternehmen genutzt wird.
Was genau ist Ihr Geschäftsmodell?
Wir ebnen den Weg vom Labor zur Fabrikation. Wir schließen die Lücke zwischen Wissenschaft und Unternehmenswelt. Bei Universitäten ist die Forschung irgendwann beendet. Dann gibt es zwar eine Entwicklung, aber noch nichts wirklich Greifbares. Spätestens hier stellt sich die Frage nach dem nächsten Schritt. Wie kommt man vom Prototypen zum Pilotprojekt und von dort zur Serienproduktion? Das ist nicht so einfach. Im Bereich Medizintechnik ist es besonders aufwendig. Alle europäischen Richtlinien einzuhalten, ist nur eine der vielen Herausforderungen. Sobald etwas mit Menschen in Berührung kommt, sind die Regelungen sehr streng. Aber wir haben es geschafft. Wahrscheinlich sind wir das erste Unternehmen in Deutschland, das mit gedruckter Elektronik in die industrielle Produktion gegangen ist.
Stichwort gedruckte Elektronik – das ist ja das Spezialgebiet des InnovationLab. Können Sie uns dafür ein Anwendungsbeispiel nennen?
Im Bereich der Medizintechnik haben wir gemeinsam mit der Firma Dr. Jean Bausch das digitale System OccluSense® zur Kaudruck-Kontrolle bei Zahnbehandlungen entwickelt und serienreif produziert. Dank der integrierten flexiblen Drucksensoren, lässt sich die Druckverteilung auf den Kauflächen jetzt auch digital abbilden und kontrollieren. Ein weiteres Beispiel sind in Sitzflächen integrierte Drucksensorfolien, anhand der sich die Sitzposition analysieren und verbessern lässt. Hier arbeiten wir Hand in Hand mit SAP.
Wie gestaltet sich der Innovationsprozess im InnovationLab?
Heutzutage ist Geschwindigkeit entscheidend. Wir wollen bei der Entwicklung einer Technologie nicht in Schönheit sterben, sondern treten möglichst schnell mit Startups und Unternehmen in Kontakt, die eine Lösung für ein bestehendes Problem in der Praxis suchen. Gemeinsam entwickeln wir dann ein Produkt, das den realen Bedürfnissen entspricht und nicht am Markt vorbei zielt. Mögliche Kinderkrankheiten werden dabei direkt an den Prototypen gelöst.
Wie wird sich das InnovationLab in Zukunft weiterentwickeln? Was sind die Ziele?
Unser Kurs geht ganz klar in Richtung Wachstum. Wir planen bis 2025 eines der weltweit führenden Innovationszentren in gedruckter Elektronik zu werden.
Gibt es Kontakt zur lokalen Startup-Szene? Wie stark ist dieser ausgeprägt?
Unser Austausch ist sehr rege. Wir haben auch die Intention, verstärkt mit Startups zu arbeiten. Zurzeit unterstützen wir fünf Startups dabei, ihre Entwicklungen in serienfähige Anwendungen zu überführen und auf den Markt zu bringen. Dabei haben die Startups Zugang zu unseren Entwicklungsbereichen und profitieren vom Know-how vor Ort. Unserer Innovationskraft kommen dabei die kurzen Entscheidungswege und agilen Projektstrukturen von Startups zu Gute.
Was zeichnet die Rhein-Neckar-Region als Standort für junge Unternehmen aus?
Zum einen können Unternehmen von den Forschungseinrichtungen und namhaften Unternehmen der Region profitieren. Bei interessanten Projekten sind viele Unternehmen zu Kooperationen bereit und unterstützen mit dem Zugang zu Wissen sowie Entwicklungs- und Produktionskapazitäten. Zudem nehmen die Städte und Kommunen die Digitalisierung sehr ernst und investieren in sie – ein Beispiel ist hier der auf den Konversionsflächen der Stadt neu entstehende Heidelberg Innovation Park.
Welchen Rat können Sie Gründern ans Herz legen?
In Deutschland sind die Menschen sehr auf Sicherheit bedacht – als Unternehmer müssen Sie aber risikobereit sein. Auch das Scheitern ist als Gründer keine Seltenheit. Zudem sollte man nicht glauben, dass es nur darum geht, Investoren zu gewinnen. Das bringt auch viele Abhängigkeiten mit sich. Lieber langsam ein Geschäftsmodell entwickeln, das sich finanziell selbst trägt. Investoren machen erst bei konkreten Expansionsplänen Sinn.
Fakten InnovationLab GmbH
Branche: Materialtechnik, Drucktechnik, Elektronik, Chemie, IT
Produkte: Gedruckte organische Elektronik
Standort: Heidelberg
Gründung: 2008
Geschäftsführer: Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Kowalsky,
Dipl.-Wirtsch.-Ing. Luat Nguyen
Mitarbeiter: 26 + 167 assoziierte Wissenschaftler
Kunden: u.a. SAP, BASF, Dr. Jean Bausch, Heidelberger
Druckmaschinen, Merck, NEC, VW
Partner: BASF SE, Heidelberger Druckmaschinen AG,
Karlsruher Institut für Technologie (KIT), SAP SE,
Universität Heidelberg
Kontakt: InnovationLab GmbH · Anne-Katherine Mang · +49 (0)6221 5419118 · anne-katherine.mang@innovationlab.de · www.innovationlab.de
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