Mehr Sicherheit in der Gentherapie

Corinna Herrmann

Startup Stories

Erbkrankheiten, Immundefekte und Krebserkrankungen sind schwer therapierbar. Das Genome Editing eröffnet hier neue Möglichkeiten.

Im Sommer 2014 gründete sich das Startup GeneWerk als Spin-Off des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg. Zu diesem Zeitpunkt haben Dr. Annette Deichmann und Dr. Manfred Schmidt bereits langjährige Erfahrung im Bereich der Gentherapieforschung. Bei der Gentherapie wird das Erbgut von außen durch neue Gensequenzen modifiziert, um Krankheiten auf Zellniveau zu bekämpfen. GeneWerk untersucht, wie und wo sich bestimmte Gensequenzen im Erbgut einbauen und wie sich dies auf die betreffenden Zellen auswirkt. Das Ziel: die Gentherapie durch Forschung und Analysen noch sicherer und wirksamer zu machen – und Menschen mit Erbkrankheiten, Immundefekten oder Krebs zu helfen.

Wir sprachen mit den Geschäftsführern Dr. Annette Deichmann und Dr. Manfred Schmidt von den Erfolgen und Zielen ihres Startups im Bereich der Gen- und Immuntherapie.

Aus welchem Impuls heraus haben Sie GeneWerk gegründet?

Dr. Manfred Schmidt: Im deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) haben wir uns, wie auch heute noch, mit der Sicherheit von Vektorintegrationen beschäftigt. Einfach gesagt: Wir haben untersucht, wo genau sich bestimmte eingeschleuste Gensequenzen in das Erbgut einbauen und ob die Integration an diesen Stellen risikobehaftet ist – es beispielsweise zu Zellmutationen wie beim Krebs kommen kann. Immer öfter gab es Anfragen aus der Industrie. Akademische Gruppen sind jedoch an Drittmittel gebunden und werden an ihren wissenschaftlichen Ergebnissen gemessen – Industrieanfragen sind in diesem Rahmen eher schwierig zu bearbeiten. Daher haben wir uns frühzeitig mit dem DKFZ zusammengesetzt. Schritt für Schritt und über einen non-profit Fee-for-Service sind wir dann die Industrieanfragen angegangen. Schließlich haben wir gemeinsam mit dem DKFZ entschieden, ein eigenständiges Startup zu formen.

GeneWerk Geschäftsführer Dr. Manfred Schmidt

Forschung und Entwicklung ist teuer – wie finanziert sich GeneWerk?

Dr. Annette Deichmann: Durch unsere langjährigen internationalen Kooperationen sind wir als Mitantragssteller an zwei EU-Projekten beteiligt und bekommen über diese Forschungsprojekte Gelder.

GeneWerk Geschäftsführerin Dr. Annette Deichmann

Dr. Manfred Schmidt: Eine weitere Förderung besteht über das Projekt CRACK IT. Hier haben wir an einer sogenannten Challenge zur Vektorsicherheit in der Gentherapie teilgenommen und diese gewonnen. Für Kunden übernehmen wir auch viele Routineaufgaben. Das sind in der Regel Analysen oder spezifische Forschungsaufträge. An Investoren haben wir uns bisher noch nicht gewendet, auch um komplett selbstständig zu bleiben.

Was ist Ihr Ziel für die kommenden Jahre?

Dr. Annette Deichmann: Aufgrund zahlreicher Kundenanfragen werden wir in den nächsten Jahren noch weiter wachsen und neue Mitarbeiter einstellen. Denn im Grunde ist GeneWerk ein Dienstleister – mit einem sehr personalintensiven Angebot.

Dr. Manfred Schmidt: Wir sind auch dabei, unser Portfolio zu vergrößern. Neben der klassischen Gentherapie wollen wir noch stärker in den Bereich Genome Editing und Immuntherapie vorstoßen und auch hier mögliche Nebeneffekte der Erbgutveränderungen untersuchen. Darüber hinaus planen wir, ein Büro in Boston zu eröffnen.

Welchen Herausforderungen mussten Sie sich in den letzten Jahren stellen?

Dr. Annette Deichmann: Der Aufbau unseres Qualitätsmanagementsystems war sehr aufwendig. Zu sondieren, was für Regeln es zu beachten gibt, was wir alles für die Umsetzung brauchen und welches Konzept zu unserer Arbeit am besten passt – das ist gar nicht so leicht zu entscheiden. Und das zahlt einem natürlich keiner, obwohl es alle Mitarbeiter durchaus fordert. In Bereichen mit klinischen Studien ist ein funktionierendes Qualitätsmanagement jedoch unabdingbar.

Dr. Manfred Schmidt: So bestand eine der größten Herausforderungen darin, die IT entsprechend aufzubauen. Viele Fragen mussten beantwortet werden. Fragen wie: Wo stehen unsere Server? Wie sieht das Archivsystem aus? Oder: Wie gut sind die Daten gesichert?

Dr. Annette Deichmann: Unsere Kunden helfen uns jedoch dabei. Gerade große Kunden, die sich streng an regulatorische Vorgaben halten müssen. Sie geben uns gute Hinweise, worauf wir noch achten müssen.

Wie empfinden Sie die Region als Standort für Ihr Startup?

Dr. Annette Deichmann: Heidelberg ist für uns ein sehr guter Standort. Auch da wir die Nähe zum DKFZ und somit zu unserem direkten akademischen Umfeld haben. In der Region sind wir über das Bio-R-N Cluster, Life Science-Verbünde und die Heidelberg Startup-Partners gut vernetzt. Unsere Mitarbeiter nutzen zum Teil auch das Angebot an Fortbildungen oder Vorträgen.

Dr. Manfred Schmidt: Ich würde es so sagen: In Deutschland ist es der beste Standort für unseren Forschungsbereich. Für deutsche Verhältnisse sind Krebsforschung und Life Sciences in der Region extrem stark vertreten. Weltweit gesehen würden wir wahrscheinlich nur in den USA bessere Ressourcen vorfinden.

Dr. Annette Deichmann: Die Dichte an qualifiziertem Personal ist hier in der Umgebung besonders hoch. Das sehen wir an den vielen Initiativbewerbungen, die wir bekommen.

Haben Sie abschließend noch einen Rat für Gründer und Startups?

Dr. Manfred Schmidt: Ich denke es macht extrem viel Sinn, einen detaillierten Business-Plan zu erstellen. Um sich die nächsten Schritte bewusst zu machen, diese sicher zu planen und nichts zu überstürzen.

Dr. Annette Deichmann: Es ist auch wichtig, dass man für seine Idee brennt und mit viel Enthusiasmus startet. Denn es kommen ganz viele unterschiedliche Aufgaben auf einen zu – das darf man nicht unterschätzen.

Fakten GeneWerk GmbH

Branche: Gentherapie, Immuntherapie
Produkte: (Immun-)Gentherapeutische Analysen
Standort: Heidelberg
Gründung: 2014
Geschäftsführer: Dr. Manfred Schmidt, Dr. Annette Deichmann
Mitarbeiter: 20

Kontakt: GeneWerk GmbH · Dr. Annette Deichmann · +49 (0)6221 427900 · contact@genewerk.de · www.genewerk.com/de/

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