Finanzierung für risikoreiche Startups in Europa

Judith Hillen

Industry Insights

Startups mit disruptiven Technologien stehen oft vor der Herausforderung, Investoren zu finden, die sich engagieren wollen. Während viele Startups anfangs Subventionen erhalten, fehlt es zwischen dem Ende der öffentlichen Finanzierung und dem Zeitpunkt, zu dem Risikokapitalgeber bereit sind, einzuspringen, an Finanzmitteln. Für diese risikoreichen Startups, die noch keine ausreichende Finanzierung finden konnten, hat die Europäische Kommission ein Programm ins Leben gerufen, das ihnen helfen soll, diese Lücke zu überbrücken und Hilfe von der Phase der Idee und Erfindung bis zur Vergrößerung ihrer Unternehmen zu erhalten.

Gegenwärtig bietet das Pilotprojekt Enhanced European Innovation Council (EIC) Pilot, das von der Task Force EIC geleitet wird, Unterstützung für bahnbrechende Unternehmer, kleine Unternehmen und Wissenschaftler mit dem Ehrgeiz, international zu expandieren. Anträge für das Pilotprojekt sind zur Zeit nicht mehr möglich. Aber Anfang 2021, wenn das neue EU-Forschungs- und Innovationsprogramm "Horizon Europe" startet, wird das vollwertige EIC gestartet, das offen ist für Bewerbungen von Innovatoren, die auf der Suche nach finanzieller Unterstützung sind.

Es gibt zwei Säulen des EIC-Programms: den EIC Pathfinder, der sich an Forscher und Technologen richtet, und den EIC Accelerator, der sich an Startups und KMU richtet.

Das EIC-Pathfinder-Pilotprojekt, das die neue Heimat für das bereits bekannte Future and Emerging Technologies (FET)-Programm ist, bietet Zuschüsse von bis zu 4 Millionen Euro zur Förderung der gemeinsamen, multidisziplinären Forschung an visionären Technologien. Die Förderung wird nur Konsortien von mindestens drei Einrichtungen aus drei verschiedenen EU-Mitgliedstaaten oder assoziierten Ländern gewährt. Das Unterprogramm FET Open unterstützt Projekte im Frühstadium mit einer radikalen Vision, einem bahnbrechenden technologischen Ziel und ehrgeiziger interdisziplinärer Forschung, während FET Proactive vielversprechende Forschungsthemen anspricht, die noch nicht reif für die Umsetzung in industrielle Anwendungen sind.

Im Vergleich zum früheren FET-Programm können die Teilnehmer des EIC Pathfinder jetzt von Coaching-Dienstleistungen profitieren, mit bis zu 12 Tagen maßgeschneidertem Business Development Coaching. Darüber hinaus erhalten Wissenschaftler und Unternehmer während der Pathfinder Corporate Days die Möglichkeit, ihre Prototypen zu validieren. Darüber hinaus können sie ihr Netzwerk erweitern, indem sie über die EIC-Community-Plattform mit gleichgesinnten Innovatoren in Kontakt treten.

Anstatt sich auf die Forschung zu konzentrieren, wendet sich das EIC Accelerator Pilotprogramm an risikoreiche Startups und innovative KMU, die bereit sind, neue Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle mit disruptivem Potenzial zu entwickeln und zu vermarkten. Es gibt keine festen Themen, aber negative Auswirkungen auf Klima und Umwelt sollten vermieden werden. Der EIC Accelerator, der auf dem vorherigen KMU-Instrument Phase II aufbaut, unterstützt innovative, gewinnorientierte Unternehmen mit Sitz in EU-Mitgliedsstaaten oder assoziierten Ländern. Er bietet nicht nur Zuschüsse, sondern auch Mischfinanzierungen in Form von Zuschüssen plus Investitionen in Eigenkapital.

Für Startups mit technologischen Innovationen, die nur Zuschüsse beantragen möchten, ist ein Technological Readiness Level (TRL) von 6 bis 8 vorgesehen. Das heisst, die Technologie sollte bereits in einem industriell relevanten Umfeld demonstriert worden sein. In diesem Fall erhalten die ausgewählten Projekte zwischen 500.000 und 2,5 Millionen Euro in Form von Zuschüssen, die bis zu 70% der Kosten abdecken. Zusätzlich zu den Zuschüssen können Existenzgründer und KMU auch Investitionen in Eigenkapital bis zu einer Höhe von maximal 15 Millionen Euro beantragen. Aktivitäten oberhalb von TRL 8 - wenn sich das eigentliche System bereits in seinem betrieblichen Umfeld bewährt hat - werden nur mit Mischfinanzierung finanziert.

Darüber hinaus können die EIC Accelerator-Teilnehmer ein individuelles Business-Coaching erhalten, das ihnen hilft, ihre Innovationsidee zu erweitern. Je nach den Bedürfnissen des Startups stehen drei verschiedene Coaching-Angebote zur Verfügung: Business Development Coaching mit Schwerpunkt auf der Analyse und Bewertung von Geschäftsmöglichkeiten; Organisationsentwicklung mit Schwerpunkt auf Führung, Team- und Organisationsbildung; und Coaching zur finanziellen Entwicklung. Bei den Corporate and Investor Days - die derzeit online abgehalten werden - erhalten die unterstützten Startups die Möglichkeit, ihre Projekte Investoren und Unternehmen vorzustellen.

Wenn das vollständige EIC 2021 in Betrieb genommen wird, plant die Europäische Kommission, das Antragsverfahren zu vereinfachen und die Finanzierungsmöglichkeiten weiter zu verbessern. So wird es beispielsweise möglich sein, eine reine Eigenkapitalunterstützung zu beantragen, insbesondere für reine Scale-up-Operationen (TRL 9 und höher). Sobald das vollständige EIC gestartet ist, werden wir unsere Leser wieder über unsere digitalen Kanäle informieren.

Mit dem EIC-Programm macht die EU einen Schritt vorwärts, um die Innovationslandschaft zu stimulieren und risikoreichen, hochpotentiellen Startups bessere Wachstumschancen in Europa zu geben.

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