Die Chemieindustrie als starker für mehr Nachhaltigkeit

Laura Reich Diez

Allgemein

„Als Industrieland auf dem Weg in Richtung Nachhaltigkeit – ohne Energiewende keine erfolgreiche sozial-ökologische Transformation“ – unter diesem Titel lobt Bundesumweltministerin Svenja Schulze die Wichtigkeit der Nachhaltigkeit in der Chemieindustrie. Doch was heißt das eigentlich genau?

Nachhaltigkeit ist kein neues Thema in der Chemiebranche, dennoch ist es derzeit aktueller denn je. Die Chemie ist die drittgrößte Industrie in Deutschland. Sie steht am Anfang jeder Wertschöpfungskette und ist eng mit anderen Branchen verknüpft. In nahezu allen Bereichen des alltäglichen Lebens lassen sich Produkte und Fragmente der Chemiebranche finden, sei es in der Kleidung, die wir tragen, den Handys in unseren Händen oder den Autos, die wir fahren. Hinzukommend trägt die chemische Industrie einen Großteil zum Erfolg der deutschen Wirtschaft und damit verbunden zur Sicherung von qualifizierten Arbeitsplätzen bei.

Zeitgleich setzen vor allem Verbraucher neue Prioritäten. Es wird mehr Wert auf Nachhaltigkeit und den eigenen ökologischen Fußabdruck gelegt. Durch kontinuierlich optimierte Produktionsverfahren und verbesserte Umweltschutztechnologien konnte die Chemiebranche ihren Ausstoß der Treibhausgase CO2 und Lachgas im Vergleich zu 1990 bereits um etwa die Hälfte reduzieren. Doch um eine vollständige CO2-Neutralität zu erreichen, ist eine fundamentale Transformation der Branche nötig.

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Chemiebranche setzt auf Transparenz

Die Chemieindustrie wird bereits seit geraumer Zeit von den Megatrends Digitalisierung und Circular Economy bestimmt. Besonders in den vergangenen Monaten konnte im Zuge der Covid-19 Pandemie die Notwendigkeit und der Nutzen der Digitalisierung etabliert werden. Dies zeigt auch die Trendstudie zum Einsatz künstlicher Intelligenz, „Deutschland lernt KI“. Die von Bitkom Research, durchgeführte Studie definiert KI als wettbewerbsrelevante Schlüsseltechnologie der Chemie- und Pharmaindustrie und verweist auf den vielfach zitierten „Digitalisierungsschub durch Corona“.

Einhergehend mit der voranschreitenden Digitalisierung der Chemiebranche sind die Themen Transparenz und Nachhaltigkeit, die auch gesellschaftlich eine deutlich stärkere Relevanz erfahren. Durch die gestiegene gesellschaftliche Akzeptanz innovativer Prozesse ergeben sich große Chancen für die Transformation der Chemiebranche.

Dies zeigt auch eine Studie des Verbands der deutschen Chemieindustrie (VCI) in Zusammenarbeit mit der Consulting-Gesellschaft Deloitte. Darin wird der jüngste Wandel der Chemieindustrie mit Fokus auf Digitalisierung und Nachhaltigkeit analysiert. „Nachhaltigkeit versteht die Chemie- und Pharmaindustrie schon seit Langem als Verpflichtung gegenüber den jetzigen und künftigen Generationen - und als Zukunftsstrategie, in der wirtschaftlicher Erfolg mit sozialer Gerechtigkeit und ökologischer Verantwortung verknüpft ist,“ so der Verband der deutschen Chemieindustrie.

Together for Sustainability: Nachhaltige Lieferketten

Wenn es um nachgelagerte Industrien und Endmärkte geht, sind Innovationen in der Chemiebranche oft richtungsweisend. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, dass Unternehmen aus der Chemiebranche mit gutem Beispiel voran gehen und ihre Prozesse nachhaltig gestalten.

In der Regel zeichnen sich Wertschöpfungsketten durch ein hohes Maß an Komplexität aus. Im Zuge der Digitalisierung hat sich auch eine bessere Vernetzung der Lieferketten ergeben. Bestehende Angebote werden digital ergänzt, lineare Wertschöpfungsketten entwickeln sich zu Netzwerken. Hinzukommend die Forderung nach mehr Transparenz und Nachhaltigkeit der Gesellschaft.

Dieses Bild hat ein leeres Alt-AttributDie Initiative Together for Sustainability

Um die Nachhaltigkeit in Lieferketten zu verbessern, haben bereits vor 10 Jahren führende Chemieunternehmen die Initiative Together for Sustainability (TfS) von ins Leben gerufen. Die Gründungsmitglieder BASF, Bayer, Evonik, Henkel, Lanxess und Solvay haben es sich zur Aufgabe gemacht hat, ein globales Programm zu entwickeln und zu implementieren, welches Nachhaltigkeitsverfahren entlang der Lieferkette der Chemieindustrie beurteilt, kontrolliert und verbessert. Mittlerweile hat sich TfS zu einem Industriestandard bei der Zusammenarbeit für nachhaltige Lieferketten entwickelt und konnte seine Mitgliederanzahl auf 20 Unternehmen aus Europa und den USA vergrößern. Transparenz und Nachhaltigkeit von und in Lieferketten trägt zudem zu mehr gesellschaftlicher Akzeptanz der Chemiebranche und ihrer Produkte bei.

Nachhaltigkeit durch Ressourcenschonung

In vielen Industriebereichen spielen die Themen Ressourcenschonung und der ökologische Fußabdruck als Indikator der Nachhaltigkeit eine immer wichtigere Rolle. Viele Unternehmen der Chemiebranche integrieren die Kreislaufwirtschaft in ihre Prozesse als Ansatz für mehr Nachhaltigkeit. Zirkuläres und ressourcenschonendes Wirtschaften soll über das Recycling hinaus gehen und umweltfreundlichen Innovationen eine Chance geben. Nachhaltige Prozesse verbrauchen lediglich ein Minimum an Ressourcen. Hierbei lässt sich die Energieeffizienz durch Prozesse, die bei Raumtemperatur und unter Normaldruck laufen, beispielsweise durch den Einsatz von Katalysatoren, nachhaltig steigern. Hinzukommend haben die meisten Chemielieferanten die Abfallreduzierung als einen Weg zur Nachhaltigkeit erkannt. Ein schonender Umgang mit natürlichen Ressourcen ist eine der zentralen Herausforderungen unserer Zeit.

Globale Ziele für Nachhaltige Entwicklung

Um nachfolgenden Generationen eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft zu ermöglichen, wurde bereits im September 2015 auf dem UN-Nachhaltigkeitsgipfel die Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung beschlossen. Diese beinhaltet die sogenannten 17 Sustainable Development Goals, welche global ausgerichtet und universell anwendbar sind. Für die Chemiebranche von besonders großer Bedeutung ist Ziel 12 „Verantwortungsvoll produzieren und konsumieren“. Um die Wirtschaft nachhaltiger zu gestalten, gilt es sowohl Konsum als auch Produktionstechniken zu verändern.

Die Europäische Kommission hat bereits im Herbst vergangenen Jahres ihre Mitteilung „Chemiestrategie für Nachhaltigkeit – Für eine schadstofffreie Umwelt“ veröffentlicht. Mit der Strategie sollen innovative Lösungen für sichere und nachhaltige Chemikalien gefördert werden. Diese ist Teil des Green Deals, der vorrangig das Ziel verfolgt, Klimaneutralität in Europa bis 2050 zu erreichen und die Wirtschaft in der EU nachhaltiger zu gestalten.

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut"The Global Goals for Sustainable Development"

Chemie-Startups setzen den Kurs auf Nachhaltigkeit

Auch die Studie „Innovationsindikatoren Chemie 2020“ der Universität Hannover und ZEW Mannheim im Auftrag des Verbandes der Chemischen Industrie kommt zu einem positiven Ergebnis in Bezug auf den Stellenwert der Nachhaltigkeit in der Chemiebranche. Besonders interessant: bei Unternehmensgründungen und Startups zeigt sich ein Trend in Richtung Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Fast ein Viertel der Chemie-Startups in Deutschland weisen Geschäftsmodelle zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit auf. Mit Innovationen der Chemiebranche kann ganz erheblich zum Klimaschutz und der nachhaltigen Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft beigetragen werden.

Die Nachhaltigkeitsinitiative der deutschen Chemie

Die Initiative Chemie3 versteht Nachhaltigkeit als einen Dreiklang aus Ökonomie, Ökologie und Sozialem. Im Mai 2013 definierte die deutsche Chemieindustrie als erste Branche Leitlinien zur Nachhaltigkeit mit dem Ziel nachhaltiges Denken und Handeln in der DNA der chemisch-pharmazeutischen Industrie zu verankern. Im Fokus stehen vor allem die Unternehmen als zentrale Akteure der Branche. Denn nur wenn sich die Unternehmen in Richtung Nachhaltigkeit weiterentwickeln, verändert sich auch die Branche.

Große Chemieunternehmen sind führend

Die Chemieindustrie ist ein starker Partner für mehr Nachhaltigkeit und Wegweiser für eine sozial-ökonomische Transformation. Große Chemieunternehmen sind führend im Bereich der nachhaltigen Produktion. Innovative Verfahren bringen nachhaltige Verbesserungen mit sich. Zahlreiche Chemie- und Pharmaunternehmen, wie beispielsweise Bayer, BASF, Merck und Lanxess haben sich bereits konkrete Klimaziele gesetzt und einen wichtigen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit gemacht, um eine erfolgreiche sozial-ökologische Transformation der Branche zu ermöglichen. Vor allem soll mehr Wert auf Strom aus erneuerbaren Energien gelegt werden und Standorte sollen klimaneutral gestellt werden.  

"Der Fokus von 5-HT Digital Hub Chemistry & Health liegt in der Digitalisierung der Chemie- und Gesundheitsbranche. Gleichzeitig ist es für uns essenziell, Nachhaltigkeit in diesen Bereichen zu fördern. Unser Ziel ist es, innovative Ideen aus Startups und etablierten Unternehmen zusammenzubringen, um den Erfolg der Branche mittel- und langfristig zu festigen. Digitale Technologien sind der Schlüssel, um eine nachhaltige Zukunft aktiv zu gestalten."

Dr. Frank Funke, Geschäftsführer von 5-HT Digital Hub Chemistry & Health.
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