Arzneimittelausschreibung neu gedacht

Katharina Kittelberger

Startup Stories

Ausschreibungen im Bereich Arzneimittel sind ein etabliertes und erfolgreiches Instrument der deutschen gesetzlichen Krankenkassen, um Arzneimittelkosten zu senken. Pharmazeutische Unternehmen können an diesen sogenannten Rabattverträgen teilnehmen, zu den Kosteneinsparungen beitragen und dadurch gleichzeitig ihre Marktposition stärken. Der operative Prozess der Teilnahme an solchen Arzneimittelauschreibungen bedeutet einen hohen manuellen und zeitlichen Aufwand für verschiedene Abteilungen eines Pharmaunternehmens. 

Das im Jahr 2021 gegründete Startup niuli bietet mit seinem digitalen Assistenten nun die Möglichkeit, Arzneimittelausschreibungen und das gesamte Marktumfeld automatisch zu monitoren und so mit Hilfe von Digitalisierung und Standardisierung viel Zeit beim Ausschreibungsmanagment zu sparen.  „Wir erkannten“, so Magdalena Dorn, Co-Founder und Spezialistin für Market Access, „dass es bislang keine automatisierte Lösung für diesen enorm zeit- und arbeitsaufwändigen Prozess gab. Darum sagten wir uns: Diesem Problem nehmen wir uns an.“  

Im Interview mit 5-HT erzählt uns Magdalena, gemeinsam mit Co-Founder und CEO Alexander Renner, wie ihr Vorgehen dabei war.

Magdalena Dorn, Mitgründerin und Market Access Specialist zusammen mit Mitgründer und CEO Alexander Renner

Mit Arzneimittelausschreibung beschäftigt man sich nicht alle Tage. Wie kamt ihr darauf genau diesen Bereich optimieren zu wollen?  

„Das stimmt wohl“, schmunzelt Magdalena, „doch tatsächlich war dieser Prozess für mich mehrere Jahre von Berufswegen ein Alltagsproblem. Bis vor kurzem habe ich die Arzneimittelausschreibung bei Pharmaunternehmen betreut. Ich dachte mir, dass es doch eine digitale Lösung für die immer und immer wiederkehrenden Prozessschritte geben muss, die bei jeder Ausschreibung anfallen“, erklärt sie. 

Diese Situation motivierte Magdalena dazu, den Prozess der Arzneimittelausschreibung durch Digitalisierung und Automatisierung zu vereinfachen.  

Auf den Punkt gebracht: Was macht niuli? 

„Vereinfacht gesagt handelt es sich bei unserem Konzept um eine große Datenbank im Gesundheitswesen“, beginnt Alexander. „Unser Fokus liegt derzeit auf dem Teilbereich der Arzneimittelausschreibungen, welche sich zwischen zwei Parteien abspielen: gesetzlichen Krankenkassen und Pharmaunternehmen.“   

Basierend auf dieser umfangreichen Datenbank bietet niuli seinen Kunden eine digitale, maßgeschneiderte Hilfe an, mit der der Prozess der Arzneimittelausschreibung nicht nur durch Standardisierung vereinfacht, sondern auch transparenter und fairer gestaltet wird. 

Wir sind der Intermediär zwischen beiden Akteuren und gehen dabei auf die Interessen beider ein.

Weiter fügt Alexander hinzu: „Unser Denken und Arbeiten orientiert sich dabei stets an drei Punkten: nämlich der Automation von Prozessen, der Relevanz der benötigten Informationen und dem Fokus auf Teamarbeit. Wir sind davon überzeugt, dass ein Mangel in nur einem dieser drei Punkte unsere Kunden vor große Probleme stellt.“

„Denn aktuell herrscht Unsicherheit durch Uneinheitlichkeit.“

Mit diesen Worten beschreibt Magdalena folgendes Szenario: „Generell gibt es im Bereich der Arzneimittelausschreibung aufgrund von Uneinheitlichkeit enorm viele Fallstricke. Beispielsweise können Pharmaunternehmen schon aufgrund von fehlerhaften Formalien ausgeschlossen werden, was natürlich ein Risiko ist, das die verantwortlichen Mitarbeiter eines Pharmaunternehmens immer im Hinterkopf haben.“ 

Weiter ergänzt Alexander: „Genau hier sagen wir: Das kann und sollte optimiert werden. Der Kernvorteil von niuli ist somit, dass wir durch Strukturierung, Digitalisierung und Vereinheitlichung den beteiligten Akteuren ein schnelleres und einfacheres Management von Arzneimittelausschreibung anbieten können. Daher garantieren wir, dass jede Ausschreibung, egal von welcher Krankenkasse, mit all ihren Informationen standardisiert dargestellt wird.“  

Wie eure Zielgruppe profitiert, ist nun klar. Doch wie zieht niuli seinen Gewinn aus diesem Konzept? 

„Aktuell ist unser Ziel, möglichst viele Daten zu generieren“, so Alexander. „Aus diesem Grund beschäftigen wir uns momentan mit der Monetarisierung seitens der Pharmaunternehmen. Das gelingt uns, indem wir diesen unsere Lösung als Cloudanwendung (Software-as-a-Service) anbieten“, führt er weiter aus. 

„Wichtig hierbei ist“, ergänzt Magdalena, „dass wir diesen an sich langen Prozess in kleine, modulare Bausteine aufteilen. So erhält jeder Kunde Unterstützung in genau dem Bereich, in dem er Hilfe benötigt. Ein weiterer Vorteil des modularen Aufbaus ist, dass wir unsere Produkte gemeinsam mit unseren Kunden so weiterentwickeln können, dass für sie der größte Nutzen entsteht.“  

Durch unser Tool müssen sich unsere Kunden nicht mehr durch das Meer an Daten wühlen, sondern können bequem mit nur wenigen Klicks alle für sie relevanten Informationen einsehen.

Das Konzept wird dabei als Jahresabonnement angeboten und durch individuelle Beratung ergänzt. Generell ist niuli der Überzeugung, dass es für alle einfacher wird, wenn die grundlegenden Informationen standardisiert zur Verfügung stehen und sich die Fachkräfte in den Unternehmen dadurch auf die strategische Arbeit rund um Ausschreibungen kümmern können. „In diesem Zusammenhang“, so Magdalena, „ist niuli mit seinem Konzept einzigartig auf dem Markt.“ 

„Weil wir Datenwelten miteinander verbinden, die es bisher nur getrennt gibt“, 

betont Alexander. „Durch diese Verknüpfung kann der niuli Planner unseren Kunden völlig neue Einblicke bieten.“ Hier fügt Magdalena hinzu, dass „Trends und Tendenzen erkennbar werden, die bei der Betrachtung von getrennten Datenwelten aufwändig manuell herausgearbeitet werden müssten.“

Denn bisher ist es so, dass verantwortliche Mitarbeiter sich auf verschiedenen Portalen registrieren müssen, um dort selbst die benötigten Daten zu extrahieren und zusammenzutragen. Meist geschieht dies dann in der gefürchteten Excel-Tabelle. „Das ist nicht nur enorm viel händischer Zeitaufwand“, so Magdalena, „sondern auch noch fehleranfällig“. 

Der Vorteil bei niuli liegt darin, dass alle Daten bereits aggregiert dargestellt werden, wodurch der Kunde nur die für sich relevanten Daten einsehen kann. 

„Ebenso stellen wir sicher, dass jede Ausschreibung den gleichen Informationsgehalt hat“,

hebt Magdalena hervor, denn „eine Ausschreibung einer AOK sieht beispielsweise nicht so aus wie eine Ausschreibung der Techniker Krankenkasse. Außerdem müssen Antworten auf Fragen wie „Welcher Wirkstoff wird in welcher Darreichungsform ausgeschrieben?“, oder „Bis wann und auf welchem Weg muss ich die Angebotsunterlagen einreichen?“ aktuell noch aus Fließtext herausgelesen werden“, erklärt sie.  

Hier hilft niuli durch Digitalisierung, Automatisierung und Standardisierung. Alles möglich gemacht durch die einzigartige Datenbank von niuli. 

Das hört sich bislang nach viel Erfolg an. Trotzdem: Gab es auch Rückschläge? 

„Wir planen ein, dass wir täglich Rückschläge erleben“, lacht Alexander. „Dadurch arbeiten wir aber auch enorm agil, denn wir treffen unsere Entscheidungen in einer unkomplizierten Art und Weise, stellen diese unseren Kunden vor und hören letztlich genau hin, was sie dazu sagen. Darum lernen wir konstant dazu“, betont er.

„Gleichzeitig ist es auch genau das, worauf wir besonders stolz sind“, so Magdalena, „nämlich, dass wir die Ersten sind, die diesen Markt, der wirklich viel Potenzial bietet, neu gedacht haben und von Grund auf modernisieren.“ 

Gerade die Pharmaindustrie ist in Deutschland unterdurchschnittlich digitalisiert.

niuli ist erst wenige Monate alt, wo seht ihr euch in fünf Jahren?

Hierauf antwortet Alexander zuversichtlich, dass „wir das Standardtool für den Prozess der Arzneimittelausschreibung werden. Wir haben bereits viele Ideen, wie unsere Anwendung weiterentwickelt werden kann, damit wir unseren Kunden einen noch besseren Mehrwert bieten können.“ 

Ebenso plant niuli nicht nur mit gesetzlichen Krankenkassen und Pharmaunternehmen, sondern auch mit Apotheken und anderen Beteiligten im Gesundheitswesen ins Gespräch zu kommen. „Weil wir auch über die Grenzen von Deutschland hinaus Potenzial sehen, möchten wir niuli gegebenenfalls auf den europäischen Markt ausweiten“, fügt Alexander hinzu. 

„Es war wirklich super, dass 5-HT uns kontaktiert hat. Seitdem haben wir viele Anfragen von Investoren und VC’s bekommen.“ 

Hier fügt Magdalena hinzu: „Wir waren selbst davon überrascht, weil wir uns nie so richtig in der Welt der Startups gesehen haben. 
Doch nach der Kontaktaufnahme mit 5-HT ging dann alles ganz schnell. 

Jetzt sind wir froh, mit dabei zu sein“, betont sie abschließend. 

 

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