Personalisierte Brustkrebsunterstützung mit der Brea App

Katharina Kittelberger

Startup Stories

Die WHO geht davon aus, dass die Zahl der Krebsarten weltweit in den nächsten Jahren um bis zu 50 % zunehmen wird. Je nach Statistik wird davon ausgegangen, dass in 20 Jahren 37 Millionen Menschen an Krebs erkrankt sein werden. Dementsprechend ist Krebs eine unbestrittene Bedrohung für die menschliche Gesundheit. 

Gleichzeitig gaben in einer 2021 veröffentlichten Studie fast 50 % der Menschen, die bereits eine DiGA- oder Gesundheits-App genutzt haben, an, dass sie diese nicht mehr verwenden, weil sie zwar für ihre Krankheit gemacht ist, aber zu allgemein ist und nicht ihren spezifischen Bedürfnissen entspricht. 

Unser in Berlin ansässiges Ecosystem Startup Brea Health wurde im Jahr 2021 gegründet und wirkt dieser Problematik mit seiner App entgegen. Genauer unterstützt die Brea App Brustkrebspatientinnen und -patienten während ihrer Therapie und darüber hinaus ganz individuell. Die Wichtigkeit einer solchen App vermittelt Jessica Biastoch, Founder & CEO, folgendermaßen:

Die letzten Jahre haben zu einem Umdenken in der Bevölkerung geführt und das Thema Gesundheit sowie das eigene körperliche und seelische Wohlbefinden haben einen neuen Stellenwert in der Gesellschaft bekommen. Diese Entwicklung spiegelt sich unter anderem auch in der steigenden Anzahl neuer digitaler Anwendungen wider. Mit dieser Entwicklung werden auch die Patienten zu Kunden, die aus einem wachsenden Angebot wählen können, und es gibt auch einen Trend zu mehr patientenzentrierten Lösungen, da die Patienten Hilfe wünschen, die auf ihre tatsächlichen Bedürfnisse zugeschnitten ist.

Mit der Teilnahme an unserem „Insuring Digital Health“ Matchmaking Event diesen September hatte Brea Health bereits die Möglichkeit, mit einer Reihe von Krankenkassen in Kontakt zu kommen. Im Interview mit 5-HT erläutert Jessica die Brea App ausführlich und gibt Einblicke in die Arbeit des jungen Startups. 

Das Gründerteam von Brea Health (v.l.n.r.): Sarah Jankowsky, Daniel Marschner und Jessica Biastoch

Wie würdest du einem Fachkollegen aus dem Gesundheitsbereich eure Lösung in drei Sätzen erklären?

"Die Brea-App ist eine mobile App von Patienten für Patienten, die Brustkrebsbetroffene jeden Alters und Geschlechts ganzheitlich und nachhaltig vom Zeitpunkt der Diagnose über die Phasen der Therapie und Nachsorge begleitet und unterstützt. Auch Angehörige sollen künftig in der App berücksichtigt werden. Wir bei Brea bewegen uns weg von "One-fits-all"- und Insellösungen für Patienten, sondern bieten unseren Nutzerinnen und Nutzern eine anpassbare, unterstützende Betreuung unter Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse. Wir konzentrieren uns auf vier Hauptbereiche: Organisation und Medikation, Patiententagebuch, psychische Gesundheit und Information. Im vergangenen Jahr haben wir mit Hilfe von Medizinern eine ganzheitliche, onkologische Bedarfsanalyse entwickelt."                                 

Welches Problem hat euch dazu bewogen, das Unternehmen zu gründen?

"Die eigene Brustkrebsdiagnose unserer Geschäftsführerin Jessica Biastoch im Alter von 29 Jahren sowie die Erfahrungen während und nach ihrer Therapie waren der Ausgangspunkt für die Idee von Brea im Jahr 2018. Während der fast einjährigen Therapie stellte sie fest, dass es viele Lücken in den Versorgungssystemen gibt und, dass diese neben mangelnder Kommunikation zu gravierenden Problemen während der Therapie und der Genesungsphase führen können. Im Gespräch mit anderen Patienten und Ärzten wurde ihr schnell klar, dass sie mit diesen Schwierigkeiten und Gedanken nicht alleine ist. Aus persönlicher Betroffenheit entstand die Idee für eine App, die sich speziell an Brustkrebspatientinnen und -patienten richtet.

Mit unseren beiden anderen Gründern Sarah Jankwosky und Daniel Marschner wird auch die Perspektive der Angehörigen in die Produktentwicklung einbezogen, was einen zusätzlichen Mehrwert bringt."      

Individuelle Brustkrebspatientenunterstützung mit der Brea App 

Wie überzeugt ihr ein Pharmaunternehmen, eine Krankenkasse oder einen anderen potenziellen Kunden, ein Pilotprojekt mit euch zu starten?

"Wir bei Brea wissen, wie wichtig Patientenzentrierung und anpassbare Hilfe sind; deshalb führt unsere App die Nutzerinnen und Nutzer entlang ihrer individuellen Patientenreise. Die App weiß, in welcher Phase sich jede Nutzerin und jeder Nutzer befindet, was wichtig ist, weil es einen großen Unterschied macht, ob man gerade die Diagnose erhalten hat oder seit drei Monaten in der Nachsorge ist, da sich Bedürfnisse, Sorgen und Schmerzpunkte ändern. Das ist etwas, was unsere Wettbewerber noch nicht berücksichtigt haben. Darüber hinaus haben wir eine ganzheitlich-onkologische Bedarfsanalyse entwickelt und implementiert, die auf die spezifischen Bedürfnisse jeder unserer Nutzer eingeht. Wir haben die Phasen der Patientenreise, das Wissen der Bedarfsanalyse sowie soziodemografische Daten kombiniert, um wirklich zum richtigen Zeitpunkt anpassbare Hilfe anbieten zu können.

Derzeit sind die Pharmaunternehmen nicht sehr nah an ihren Kundinnen und Kunden. Obwohl ihre Produkte manchmal dringend benötigt werden und oft lebensrettend sind, ist ihr Image nicht sehr gut. Außerdem sind ihre Produkte meist nicht digital und mit der zunehmenden Digitalisierung im Gesundheitswesen brauchen sie digitale Zusatzlösungen für ihre Medikamente. Wir von Brea sind sehr nah an den Kundinnen und Kunden und verstehen ihre Bedürfnisse. Diese Erkenntnisse können für die Apotheke von großem Wert sein."

Wer sind eure derzeitigen Kunden (Gruppen) und wer sollen eure potenziellen Kunden sein?

"Brea ist ein patientenzentriertes Produkt. Daher richten wir uns direkt an die Patientinnenund Patienten selbst. Zu Beginn werden wir die App als nicht-medizinisches Produkt anbieten, das über ein Abonnementmodell verfügbar sein wird und direkt von Nutzerinnen und Nutzern bezahlt wird. Wir werden jedoch auch Ärzte des Gesundheitswesens als unsere Zielgruppe betrachten, da sie diejenigen sein werden, die ihren Patienten die Nutzung der App empfehlen. In diesem Sinne müssen wir sie ansprechen und ein sehr gutes Verständnis dafür entwickeln, wie wir auch für sie Vorteile schaffen können.

Ab 2025 streben wir unsere CE-Zertifizierung an, die es uns dann erlaubt, Selektivverträge mit gesetzlichen Krankenkassen abzuschließen. Man könnte also auch sagen, dass sie zu unserer Kundengruppe gehören. 

Die Brea App

Die erste Version der App, die Ende des Jahres auf den Markt kommen soll, wird zunächst auf dem deutschen Markt verfügbar sein. In Deutschland wird jedes Jahr bei rund 70.000 Menschen Brustkrebs diagnostiziert und weitere 50.000 befinden sich innerhalb des ersten Jahres nach der Diagnose entweder in einer laufenden Therapie oder in der Nachsorge. Darüber hinaus sind noch mehr Menschen in der Nachsorge, wenn man die Prävalenz betrachtet. Wie man sieht, gibt es nicht die eine Art von Brustkrebspatientinn oder -patient, denn Brustkrebs kennt keine Grenzen oder Kriterien und kann jeden treffen. Als Teil unserer Vision werden wir nach dem Start der Brea-App in Deutschland Österreich, Spanien und Frankreich ins Visier nehmen und schließlich unsere App in den Vereinigten Staaten von Amerika einführen."

Wo seht ihr euch in 3 Jahren und wie kann 5-HT euch dabei unterstützen?

"In drei Jahren wird Brea die führende medizinische App-Lösung auf dem deutschen Markt sein. Außerdem werden Patienten und Ärzte uns in ihrem relevant Set haben und wir werden ihre "go-to" App sein. Wir sehen uns als die etablierten Experten im Bereich Brustkrebs und verstehen uns auch als Anwalt der Patientensicht. Unserer Meinung nach sollte die Behandlung in erster Linie dem Wohlbefinden und der Gesundheit der Patientinnen und Patienten dienen. Im Jahr 2025 werden wir unsere App auch auf dem französischen Markt einführen, mit dem Ziel, die führende App für Brustkrebspatientinnen und -patienten in Frankreich zu werden.

Mit 5-HT haben wir einen starken Partner, der uns dabei helfen kann, dieses Ziel zu erreichen, indem er uns wertvolle Mentoring-Sitzungen, Coaching und Zugang zu relevanten Interessengruppen bietet. Ein erster wichtiger Schritt, den wir bereits unternommen haben, war die Teilnahme an der Viva Technology 2022, wo wir erste Kontakte innerhalb des französischen Ökosystems für Startups und digitale Gesundheitsversorgung knüpfen konnten. Wir freuen uns darauf, unsere gewonnenen Erfahrungen zu nutzen und in den kommenden Jahren mit Ihnen zusammenzuarbeiten."

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